Rote Ampel mit grünem Pfeil nach rechts und einem Vorfahrt-Achten-Schild

Ampelschaltungen im Schienenbahnverkehr

Verkehrssignalanlage, Lichtsignalanlage, Lichtzeichenanlage? Oder einfach Ampel. Davon gibt es rund 850 in Frankfurt am Main, und über 300 kreuzen wir mit unseren Fahrzeugen. Unsere Kolleginnen und Kollegen vom Fahrdienst empfinden sie häufig als Hindernisse: Warten müssen, wenn man ohnehin schon Verspätung eingefahren hat, ist nicht leicht. Unsere Techniker erhalten regelmäßig Beschwerden, dass die Anlage kaputt sei. Nach Überprüfung stellt sich dann aber meistens heraus, dass alle Systeme einwandfrei funktionieren. Zahlreiche Untersuchungen belegen: Wer in Eile ist, hat ein anderes Zeitempfinden.

Beschleunigung für die VGF

Die Stadt Frankfurt hat an nahezu allen Ampeln die VGF beschleunigt – dies bedeutet aber nicht, dass wir überall und zu jedem Zeitpunkt freie Bahn haben. Es heißt, dass unsere Wartezeiten im Vergleich zu denen der anderen Verkehrsteilnehmer kürzer bzw. unsere Grünphasen länger sind. Denn irgendwann müssen ja auch die anderen Verkehrsteilnehmer mal „grün haben“.

Wer was wann und wie oft darf, wird an jeder Kreuzung von einem Rechner festgelegt. Dieser sammelt fortwährend Daten, die ihm beispielsweise von Induktionsschleifen im Asphalt oder von Mastdetektoren gemeldet werden, und entscheidet dann je nach Verkehrsaufkommen, welche Ampel wie lange grün zeigt. Darüber hinaus melden sich unsere Fahrzeuge über Funk an, wenn sie auf eine Ampel zufahren. Sie bekommen dann schnellstmöglich ihr Frei-Signal. Nur heißt schnellstmöglich eben nicht immer und an jeder Ecke sofort: Allein am Hauptbahnhof werden von unseren Fahrzeugen innerhalb von fünf Minuten rund 112 Funkmeldungen versendet. Die laufen alle zentral zusammen und müssen zügig und so sinnvoll wie möglich hintereinander abgearbeitet werden. Sollte einmal keine Funkverbindung zu Stande gekommen sein, erfassen an mittlerweile fast allen Signalanlagen automatisch unterschiedliche Rückfallebenen den Zug. Auch hier wurde viel investiert, und der Gang zu einem Schlüsselschalter auf freier Strecke ist im Vergleich zu anderen Städten nur noch selten erforderlich

Viel Betrieb an der Kreuzung Stresemannallee/Gartenstraße: Über 70 Nahverkehrsfahrten pro Stunde

Weil die Wege zwischen zwei Kreuzungen teilweise recht kurz sind, kann nicht immer so schnell wie gewünscht „grün“ gegeben werden. Denn gerade an großen Knotenpunkten wie eben dem Hauptbahnhof oder an der Kreuzung Stresemannallee/Gartenstraße mit über 70 Fahrten öffentlicher Verkehrsmittel pro Stunde treffen viele Verkehrsteilnehmer aufeinander – und alle haben es eilig.

Steigende Anforderungen

Durch die wachsende Einwohnerzahl und den steigenden Verkehr werden die Anforderungen immer komplexer. Entsprechend wäre die Zunahme der Verkehrsbelastung ohne moderne Technik nicht mehr zu beherrschen. Zudem gibt es nicht „nur“ diesen normalen Verkehr – wir haben ja auch betriebliche Änderungen durch Baustellen, Sperrungen durch Straßenfeste und Demonstrationen oder Sonderverkehre wie die zum Stadion. Für all diese Verkehre, wie auch für den normalen Ablauf, sind in den Fahrzeugen die entsprechenden Routen hinterlegt. Um auch bei veränderten Wegstrecken eine Kreuzungsbeschleunigung realisieren zu können, sind bereits an zahlreichen Kreuzungsrechnern auch die entsprechenden Umleitungsrouten programmiert. Weitere werden kontinuierlich folgen.

Albert Junghans ist derjenige Mitarbeiter von uns, der diese Routen vor Ort aktuell hält und immer wieder mit dem Straßenverkehrsamt abstimmt, damit die in den Schienenbahnen hinterlegten Routen an die Rechner der Ampeln gefunkt und entsprechend bearbeitet werden können. Nicht hinterlegen hingegen lässt sich das individuelle Fahrverhalten: In Tests haben wir festgestellt, dass der eine Kollege eine bestimmte Strecke in 30 Sekunden zurücklegt, der andere jedoch 50 Sekunden dafür benötigt. Und so muss dann gemittelt werden. Aus diesem Mittel ergibt sich, zu welchem Zeitpunkt eine Schaltung erfolgt und wie lange sie dauert.

Und natürlich gibt es auch noch gesetzliche Vorgaben, die zu beachten sind, wie beispielsweise erforderliche Räumzeiten oder Mindestzeiten für die Grünphase einer Ampel. Die ist für den Individualverkehr auf fünf Sekunden festgelegt. Je nach Knotenpunkt kann sie aber auch deutlich länger dauern.

„Insgesamt kann man sagen, dass wir eine gute Zusammenarbeit mit dem Straßenverkehrsamt pflegen. Im Großen und Ganzen ist mein Eindruck, dass wir mit unseren Anforderungen dort Berücksichtigung finden und in den letzten Jahren an vielen Stellen stetig auf unsere speziellen Bedürfnisse eingegangen wurde“, resümiert Albert Junghans.

Sascha Reimann
s.reimann@vgf-ffm.de
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