Vom "Hydroseeder" aus wird das Pflanzengemisch ins Gleisbett gespritzt.

Das Gleis erblüht!

Zwischen den Stationen „Niederrad Bahnhof“ und „Triftstraße“ entsteht ein neuartiges Grüngleis – mithilfe einer ungewöhnlichen Methode.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Arbeiter vom fahrenden LKW aus die Schienen reinigen. Doch was er da mit seinem Schlauch ins Gleisbett zwischen den Straßenbahnhaltestellen „Niederrad Bahnhof“ und „Triftstraße“ spritzt, ist kein Wasser, sondern ein „explosives“ Gemisch aus Zellulose, Guarkern-Kleber, Dünger und – der Hauptakteur – Sedumsprossen.

„Es handelt sich dabei um das sogenannte Nassaussaatverfahren“, klärt Christian Bender vom gleichnamigen Unternehmen für Rekultivierung und Ingenieurbiologie auf. Er und seine Kollegen nehmen im Auftrag der VGF die Begrünung mit Sedumsprossen auf dem 900 Meter langen Streckenabschnitt der Linien 12 und 19 vor. Sedum bezeichnet eine Pflanzengattung aus der Familie der Dickblattgewächse. Das Besondere: Die Pflanzen sind extrem robust und brauchen nur wenig Pflege. Ideal also für den Lebensraum Gleisbett.

Eine Mischung aus verschiedenen Sedumarten wird eingesetzt. Sie alle werden maximal sieben Zentimeter hoch.

Fünf bis sieben Zentimeter

„Wir sprühen die Sprossen zusammen mit den Zuschlagstoffen vom LKW, dem sogenannten Hydroseeder, auf die Erde.“ Bis zu 40.000 Quadratmeter ließen sich so am Tag behandeln. Und das viel gleichmäßiger als mit anderen Methoden. „Dank des natürlichen Klebers aus Guarkern setzen sich die kleinen Sprossen direkt fest und wachsen innerhalb von sechs bis acht Wochen zu ihrer vollen Größe heran“, erklärt Bender. Die volle Größe, das sind in diesem Fall fünf bis sieben Zentimeter. Aus gutem Grund, wie VGF-Projektleiter Thomas Schneider vom Fachteam Unterhaltung erläutert: „Das war unsere Forderung. Denn so können unsere Bahnen ungehindert darüberfahren.“

Wunderwaffe Sedum

Für ihn sind die Vorteile des pflegeleichten und zähen Sedums und der Nassaussaat klar: „Durch den im Gemisch enthaltenen Kleber wird die Saat von den fahrenden Zügen nicht verweht und wir müssen die Strecke nicht lange sperren. Außerdem nimmt der Kleber nachts Feuchtigkeit auf und gibt sie tagsüber an die Pflanzen ab. Das Sedum muss, anders als herkömmlicher Rasen, also nicht bewässert werden.“ Und: Anders als bei Rasengleis, wie die VGF es in unterschiedlichen Formen unter anderem am Riedberg, an der Messe oder in der Stresemannallee hat, sind auch Mäharbeiten bei Sedum nicht notwendig. Das spart enorm viel Arbeit.

V.l.n.r.: Christian Bender (Firma Bender) und die zuständigen VGFler Luise Jung und Thomas Schneider aus dem Fachbereich Infrastruktur

Gut für’s Mikroklima

Mit der Begrünung schafft die VGF nicht nur einen schönen Anblick, sondern reguliert auch aktiv das Mikroklima, das sich in einer Stadt mit vielen versiegelten Flächen und Stein stark erhitzt. Durch Verdunstung kühlen die Pflanzen ihre Umgebung ab und erhöhen darüber hinaus die Luftfeuchtigkeit. Davon profitieren wir alle. Im Herbst wird das Sedum außerdem kleine weiße Blüten ausbilden und Bienen und andere Insekten anlocken. Nach dem „Pilotprojekt“ zwischen „Niederrad Bahnhof“ und „Triftstraße“ sollen künftig noch weitere geeignete Abschnitte im VGF-Netz mit Sedum begrünt werden.
Ein wichtiger Schritt für unsere Umwelt.

Seht im Video, wie das Pflanzengemisch ins Gleisbett gesprüht wird.

Elisa Hörst
e.hoerst@vgf-ffm.de
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