Hitze: So sichert die VGF ihren Betrieb
Zweifelsohne: Der Sommer ist für viele die schönste Jahreszeit. Doch die hohen Temperaturen können auf Dauer auch zum Problem werden – auch für den Betrieb der VGF. Ob Oberleitung, Gleise oder Steuerungsrechner – viele unserer Einrichtungen können durch anhaltende Hitze Schaden nehmen. Und das hat im schlimmsten Falle Verzögerungen und Fahrtausfälle zur Folge. Mit gezielten Maßnahmen versuchen wir deshalb sicherzustellen, dass unsere Bahnen auch bei Rekordhitze pünktlich und sicher fahren.
Die Oberleitung: Kontrolle und Instandsetzung
Der Kupferdraht unserer Oberleitungen ist besonders anfällig für Hitze. Bei hohen Temperaturen dehnt sich das Material naturgemäß aus. Das kann die mechanische Spannung lösen und die Leitungen hängen durch. Fährt dann eine Bahn auf der entsprechenden Strecke, könnte sie die nicht mehr akkurat gespannte Leitung und auch die eigenen Stromabnehmer beschädigen. Das hat aufwendige Reparaturarbeiten zur Folge, die den Bahnverkehr für mehrere Stunden beeinträchtigen können.
Deshalb fährt der Oberleitungsbau der VGF bei Hitze Sonderschichten. Auch Mitarbeiter aus der Verwaltung und dem technischen Büro werden rekrutiert, um wieder auf der Strecke zu arbeiten. Unsere Turmwagen sind, je nach Bedarf, mit ihrer Drei-Mann-Besatzung Tag und Nacht im Einsatz, um die Oberleitung entlang unseres Bahnnetzes zu kontrollieren und bei Bedarf nachzujustieren. Bei der Reparatur genießen stark befahrene Abschnitte Priorität.
Zusätzlich zu diesen Kontrollen und Arbeiten, kann die VGF vorsichtshalber die Höchstgeschwindigkeit der U- und Straßenbahnzüge auf 50 Kilometer pro Stunde begrenzen.
Die Gleise: Mit Wasser und Farbe gegen die Hitze
Nicht nur der Fahrdraht dehnt sich, auch der Stahl der Gleise reagiert auf die anhaltende Hitze, nämlich mit einer „Gleisverdrückung“. Hierbei verschiebt sich der Gleisrost – also Gleis und Schwelle – um wenige Zentimeter. Ein 134 Kilometer langes Gleisnetz kann nicht gleichzeitig und flächendeckend überwacht werden. Deshalb sind es meist unsere aufmerksamen Fahrerinnen und Fahrer, die Beeinträchtigungen der Strecke bemerken und melden. Unmittelbarer „Feind“ des Gleises ist hier der Schotter im Gleisbett. Der Basalt speichert in Folge der andauernden Sonneneinstrahlung die Wärme, was dazu führt, dass die VGF nachmittags Temperaturen von 55 bis 60 Grad im Gleis misst. Um dem entgegenzuwirken, setzt die VGF auf zwei „Kniffe“. Zum einen können wir die Gleise weiß streichen und somit das Aufhitzen reduzieren. Das geschah auf einem Abschnitt am Fischstein.
VGF-Kollege Kurt Landau hat sogar eigens eine Maschine erfunden, mit der die Gleise im Handumdrehen weiß lackiert werden können:
Außerdem bewässern unsere Mitarbeitenden die belasteten Gleisstellen durch ein Spezialfahrzeug. Das setzt die VGF am späten Nachmittag ein, wenn die Temperaturen am höchsten sind.
Der Gleisbau kennt natürlich die Stellen im Netz, die potentiell von einer Gleisverdrückung betroffen sein können, und kontrolliert hier bevorzugt.
Die Stellwerke: Nachrüstung mit Klimaanlagen
Auch andere betriebstechnische Einrichtungen sind von der Hitze gefährdet, zum Beispiel die Stellwerke entlang der Strecken. Untergebracht sind sie in unauffälligen, schmucklosen Gebäuden, etwa von der Größe einer kleinen Garage. 26 Grad Raumtemperatur sind für die Server in diesen Stellwerken ideal. Die Geräte steigen bei Temperaturen oberhalb nicht automatisch aus, Ausfälle von Stellwerken wegen zu hoher Hitze gab es daher bisher noch nicht. Trotzdem muss die VGF gewährleisten, dass das auch weiterhin nicht geschieht. Um die ideale Arbeitstemperatur auch bei anhaltender Hitze zu sichern, müssen einige Stellwerke mit Klimaanlagen nachgerüstet werden. Dieses Projekt läuft schon seit Längerem. Kurzfristig, Ende Juni 2018 wurde ein Stellwerk an der Hauptwache nachgerüstet, eine weitere Nachrüstung steht für das Stellwerk in Bad Homburg Gonzenheim auf dem Programm.
Die Weichen-Steuerschränke: Ein Eimer Farbe hilft
Straßenbahnweichen werden ebenfalls mit Rechnern gesteuert. Sie sind in kleinen Schränken untergebracht, die sich an mehreren Stellen im Stadtgebiet finden. Das Problem: Sie sind mitunter in edlem Dunkelgrau gestrichen und heizen so ordentlich auf. 60 Grad vertragen die Rechner im Inneren, an einzelnen Baugruppen hat die VGF aber mitunter 62 bis 63 Grad gemessen – trotz der vorhandenen Lüftung der Schränke. Abhilfe schafft ein simpler Trick: Sechs dieser Schränke entlang von Stresemannallee und Mörfelder Landstraße wurden einfach weiß gestrichen.
Gänzlich verhindern lassen sich Einflüsse des Wetters auf den Betrieb von U- und Straßenbahnen nicht – weder im Sommer, noch im Winter. Schon gar nicht, wenn es sich um extreme Wetterlagen handelt. Die eine oder andere Schwachstelle – etwa die für das Stadtbild schicke dunkle Farbe der Steuerschränke – hat sich auch erst im Zuge der anhaltenden Hitze gezeigt. Eine Gleisverdrückung ist z.B. eher selten, die normale Temperatur-Spanne, die Gleisanlagen folgenlos aushalten, liegt zwischen –10 und 30 Grad. Langanhaltend hohe Temperaturen aber, wie im Rekord-Sommer 2018, sind eine Herausforderung. Und derer nimmt sich die VGF an.
Trainspotter FFM
Gepostet am 23:34h, 06 AugustSehr schöner Beitrag. Kleiner Kritikpunkt : 1 oder 2 Bilder mehr hätten es schon sein können, damit man sich das alles richtig vorstellen kann. Aber sonst sehr Informativ.