U4-Wagen bei der Wartung

Frischzellenkur für die U4-Wagen

Ähnlichkeiten sind kein Zufall, Übereinstimmungen absolut gewünscht: gelbe Haltestangen, orange Verkleidungen der Türbereiche, optische Fahrgast-Informationsanzeiger über den Türen der Fahrerkabine. Die Gemeinsamkeiten der Innenräume der U-Bahnwagen „U4“ und „U5“ sind nicht zu übersehen. Und das aus gutem Grund: von 2009 bis 2017 haben wir 37 Fahrzeuge des Typs „U4“ komplett modernisiert, rekonstruiert und damit ihr Erscheinungsbild den neueren „U5“-Wagen angepasst. Das musste auch so sein, denn die zwischen 1994 und 1995 in Dienst gestellten „U4“ sollten mit den Wagen der neuesten Generation gekuppelt werden und in gemischten Zugverbänden unterwegs sein können.

U5-Wagen (links) gekuppelt mit einem rekonstruierten U4-Wagen (rechts)

Charakteristischer Dachspoiler

Die Modernisierung der „U4“-Wagen haben wir in kompletter Eigenleistung in unserer Stadtbahn-Zentralwerkstatt (StZW) vorgenommen. Vom Innenausbau bis zur – hinter Verkleidungen nicht sichtbaren – Technik wurde alles saniert oder komplett erneuert. Dazu gehören auch Klimaanlagen für die Fahrerkabinen, die sich auf den Dächern der Fahrzeuge befinden. Damit diese vor Fahrtwind und möglichen Beschädigungen geschützt sind, hat die Zentralwerkstatt eigens eine Spoilerkonstruktion entwickelt. Die charakteristischen Hauben, an der die Wagen äußerlich leicht zu erkennen sind, befinden sich direkt über den Fahrerkabinen und verändern das Aussehen der Front signifikant.

Klimaanlage der Fahrerkabine geschützt durch neuen Dachspoiler

Klimaanlagen zu schwer

Der Einbau von Klimaanlagen für den Fahrgastraum war auch vorgesehen, aber leider nicht möglich. Die Statik der 24 Jahre alten U-Bahnen war dafür nicht ausgelegt und für den Aufbau einer bis zu 1,5 Tonnen schweren Klimaanlage ungeeignet. Für mehr Frischluft wurde trotzdem gesorgt: Beim Umbau wurden alle Fensterscheiben ausgetauscht und acht zusätzliche Klappfenster eingebaut. Somit befindet sich nun an jedem Fenster ein aufklappbarer Teil am oberen Rand. Weiterhin erhielten die acht Türen Lüftungsschlitze, die die Luftzirkulation im Fahrgastbereich verbessern.

Zur Modernisierung gehörte neben einem neuen Fußbodenbelag auch ein frisches Kleid: Alle „U4“ wurden in der firmeneigenen Lackierhalle neu gespritzt, sodass die Wagen einen fabrikneuen Eindruck machten, als sie die StZW verließen.

Wie neu: U4-Wagen nach der Rekonstruktion auf dem Gelände der Stadtbahnzentralwerkstatt

Video-Nachrüstung

Neu war auch die Nachrüstung der Videoüberwachung, die im „U5“-Wagen bereits zum Standard gehört. In jedem Wagen wurden an den Decken insgesamt vier Kameras angebracht. Bei stehendem oder sehr langsam rollendem Fahrzeug kann der Fahrer auf jede davon zuzugreifen. Die Bilder werden auf einer Festplatte im Fahrzeug 48 Stunden aufgezeichnet, danach automatisch überspielt. Eine Speicherung findet bei der VGF wie üblich nicht statt.

Die komplette Sanierung eines Wagens, der dabei auch die so genannte Grundüberholung durchläuft, eine Art TÜV für Schienenfahrzeuge, dauerte sechs bis acht Monate und kostete rund 632.000 €. Eine besondere Herausforderung war dabei die technische Abstimmung von Bahnen unterschiedlicher Fahrzeug-Hersteller und -Generationen aufeinander: Die „U4“-Wagen stammen von der Firma Siemens, die seit Spätsommer 2008 ausgelieferten „U5“ wurden von Bombardier Transportation hergestellt.

 

YouTube Serie

Auf YouTube zeigen wir in einer 7-teiligen Serie, wie so eine Rekonstruktion funktioniert und welche Arbeitsschritte damit verbunden sind.

Teil 1: Ausbau

 

Teil 2: Vorbereitungen für das Lackieren

Teil 3: Lackieren

Teil 4: Fenstereinbau

Teil 5: Einbau

Teil 6: Qualitätssicherung

Teil 7: Abschluss

Sascha Reimann
s.reimann@vgf-ffm.de
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