(Sprach-)Barrieren abbauen: Gebärdensprache bei der VGF
Stellen Sie sich vor, Sie kommen am Bahnhof einer fremden Stadt an und wollen mit Bus oder Bahn zu Ihrer Unterkunft fahren. Sie wenden sich an die Service-Mitarbeitenden vor Ort, die Ihnen Auskunft über Verbindungen geben, und schon bald liegen Sie im weichen Hotelbett. Super! Jetzt stellen Sie sich dieselbe Situation noch einmal vor – mit einem Unterschied: Sie sind gehörlos.
Um für solche Herausforderungen gewappnet zu sein, findet bei der VGF ein spannendes Pilotprojekt statt: Erstmals erlernen alle Fachkräfte für Stationsservice, also die Männer und Frauen, die Fahrgästen an den Stationen und auf der Strecke zur Seite stehen und Auskunft geben, die Grundlagen der Gebärdensprache. „Unser Ziel ist es, möglichst alle Fahrgäste zu erreichen und das wichtige Thema Inklusion weiter voranzutreiben“, erklärt Michaela Endlich, die Leiterin der mobilen Servicedienste.
„Ich bin überzeugt, dass dieser Service eine Besonderheit für Verkehrsunternehmen darstellt und unser Angebot, das bereits verschiedene Fremdsprachen umfasst, noch weiter verbessert.“
Besonderer Service
Michaela Endlich war die Idee zu den Schulungen gekommen, nachdem sie eine Situation wie oben beschrieben beobachtet hatte. Als sie dann noch erfuhr, dass ein Mitarbeiter ihres Teams die Gebärdensprache beherrscht und damit schon einem gehörlosen Fahrgast weiterhelfen konnte, machte sie sich, auch mit Unterstützung der Geschäftsführung, an die Umsetzung des Pilotprojekts „Gebärdensprache“.
Unterricht in kleinen Gruppen
Dazu wandte sich Michaela Endlich an die DGS-Fabrik Frankfurt, die verschiedene Gebärdensprachkurse anbietet. Von Oktober bis Dezember schulte DGS-Fabrik-Trainerin Tanya Del Boccio alle Kolleginnen und Kollegen der mobilen Servicedienste in den Grundlagen der Gebärdensprache. Gelernt wurden natürlich vor allem spezielle Gebärden, die im Umgang mit Fahrgästen wichtig sind. „Fahrkartenautomat“, „Straßenbahn“, usw. Der Unterricht fand in kleinen Gruppen statt und umfasste jeweils vier Kurseinheiten à vier Schulstunden.
Schnelle Erfolge
Eine Besonderheit dabei: Trainerin Tanya Del Boccio ist selbst gehörlos. Alle Teilnehmenden mussten sich also von Beginn an ganz ohne Sprechen verständigen. Eine echte Herausforderung für die Kolleginnen und Kollegen! Doch es hat sich gelohnt. „Ich bin begeistert, was die Kolleginnen und Kollegen in so kurzer Zeit gelernt haben“, war das Fazit von Michaela Endlich nach dem ersten Kurstag. Auch VGF-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Thomas Wissgott zeigte sich beeindruckt. „Das ist ein sehr spannendes und wichtiges Projekt“, betonte er.
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