Überdachung. Fahrkartenautomat und Sitzgelegenheiten an der Haltestelle "Riederhöfe"

Eine Minute ist eine Minute ist eine Minute!?

Eine Minute dauert sechzig Sekunden. Das weiß jedes Kind. Doch die Uhr in den „Dynamischen Fahrgast-Informations-Anzeigern“ (DFI) der VGF scheinen manchmal anders zu ticken. Da kann es vorkommen, dass sich bei der Ankunftszeit der nächsten Bahn die „1“ hartnäckig hält – und das, obwohl gefühlt deutlich mehr als 90 Sekunden oder länger vergangen sind. Was hat es damit auf sich?

 

Von „DFI-Anzeigern“ und was es mit diesem Kürzel auf sich hat

Um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, muss man wissen, dass die Positionen von Straßenbahnen über Infrarotbaken und/oder GPS bestimmt werden, von den U-Bahnen mittels Sensoren, die am Fahrzeug und an den Stationen angebracht sind. So kann die Betriebsleitstelle jederzeit schnell erkennen, wo sich gerade welcher Wagen, z. B. der Linie 12, befindet. Das System errechnet aus den Positionsdaten die Ankunftszeit für die folgenden Haltestellen, die dann auf den DFIs angezeigt wird.

Die Anzeige „9“ sagt lediglich aus, dass die Straßenbahn noch neun Minuten Wegzeit von der Haltestelle entfernt ist. Bewegt sie sich nicht weiter, etwa weil sie im Stau steht, bleibt diese Anzeige stehen. Wenn aber eine U-Bahn nach ihrer letzten Erfassung an einer Station auf offener Strecke feststeckt, kann es passieren, dass die Anzeige erst runterzählt und bei der nächsten Erfassung plötzlich mehrere Minuten wieder hochspringt. Ist sie rückwärts gefahren? So schlimm ist es nicht: Das System in den Anzeigern ist zwar gut, aber arbeitet mit begrenzten Kapazitäten. Denn die Bahn wird nur an bestimmten Punkten auf der Strecke gemessen – jeweils an den Stationen. Wenn also eine U4 zwischen „Hauptbahnhof“ und „Festhalle/Messe“ nicht vorankommt, dann erkennt das das System zunächst nicht und zählt ohne die Datengrundlage, die die Sensorenerfassung bietet, die Zeit herunter. Passiert die Bahn den nächsten Sensor, ist das System wieder auf dem aktuellen Betriebsstand.

Bei Stillstand einer Bahn von drei Minuten kann es sogar passieren, dass diese plötzlich ganz von der Anzeige verschwindet. Ähnlich auch bei größeren Verspätungen. Nein, die U1 hat sich dann nicht etwa aus dem Staub gemacht, sondern taucht wie von Geisterhand in der Gegenrichtung oder – wenn sie eine Umleitung fährt – einige Stationen weiter wieder auf. Die Betriebsleitstelle hat dann nämlich den Fahrer angewiesen, sein Fahrzeug vorzeitig zu wenden oder – so bei Unfällen in der Innenstadt für Straßenbahnen möglich – eine Umleitung zu fahren. Bei Demonstrationen z. B. fahren 11 und 12 in der Regel nicht durch die Altstadt, sondern über Sachsenhausen. Das kann auch bei nicht planbaren Behinderungen möglich sein.

 

Kleiner Exkurs

Übrigens: Wer sich schon immer gefragt hat, was bei den Straßenbahnen das Apostroph hinter der Ankunftszeit bedeutet, hier die Antwort: Wie erwähnt, wird nicht immer jedes Fahrzeug automatisch und zu jeder Sekunde im System erfasst. Schließlich gibt es auch in Großstädten das eine oder andere Funkloch. Dann greift der Anzeiger auf den Fahrplan zurück, das heißt: Es handelt sich dann nicht um die tatsächliche Ankunftszeit der Bahn in Echtzeit (Ist-Zeit), sondern um eine Berechnung aus den im System hinterlegten Fahrplanzeiten (Soll-Zeit).

Bei der U-Bahn gibt es ebenfalls dieses Problem. In den Fällen, wenn die komplette Uhrzeit angezeigt wird, wurde die Bahn nicht vom System erfasst und es wird die Soll-Zeit angezeigt.

 

Straßen- und U-Bahn – zwei verschiedene DFI-Anzeiger-Systeme

So ziemlich jeder weiß: Die Technik hat mitunter ihre Tücken. Bei der VGF kommen zwei verschiedene Typen von DFI-Anzeigern zum Einsatz. Die Unterschiede erkennt man besonders dann, wenn eine U- oder Straßenbahn in die Station bzw. Haltestelle einfährt. Bei U-Bahnen ertönt eine Lautsprecheransage, außerdem erscheint ein Vollbild. Auf dem Anzeiger, auf dem gerade noch die folgenden drei oder vier Züge angezeigt wurden, erscheint ein Bild mit Angaben, welche Linie gleich einfährt – die anderen Bahnen sind ausgeblendet. Außerdem wird symbolisch dargestellt, wie viele Wagen der einfahrende Zug hat. Im Fall der Tram wird die Ankunftszeit lediglich mit „0“ Minuten angegeben.

Man muss zudem bedenken, dass auch im hochtechnologischen 21. Jahrhundert stets ein Mensch die Fäden in der Hand hat und zieht – in diesem Fall der Kollege oder die Kollegin vom Fahrgast-Informationsplatz in der Betriebsleitstelle. Für ihn/sie gibt es besonders viel zu tun. Er/sie sorgt unter anderem dafür, dass beim Ausfall einer U1 oder U2, … „entfällt“ auf dem Anzeiger steht. Bei der Straßenbahn ist dies leider nicht möglich. Um in Zukunft unseren Fahrgästen einen besseren und verlässlicheren Service bieten zu können, wird diese Stelle schon bald doppelt besetzt werden.

 

Was wäre, wenn …

… keine DFI-Anzeiger das Leben im öffentlichen Personennahverkehr erleichtern würden? Bei nicht wenigen Haltestellen in Frankfurt ist dies nämlich der Fall. Es ist doch um einiges besser, mit einem Blick nach oben schnell zu wissen, wie lange die Wartezeit sein wird – zumindest ungefähr – als im ausgehängten Fahrplan die richtige Zeit herauszusuchen. Und selbst wenn man die hat, heißt das noch lange nicht, dass man nicht länger warten muss, weil etwa wegen eines Polizeieinsatzes die Bahn verspätet ist.

Während alle 86 ober- und unterirdischen U-Bahnstationen über DFI-Anzeiger verfügen, gibt es leider im Frankfurter Straßenbahnnetz noch einige Abschnitte, die nicht so ausgestattet sind, zum Beispiel die 16 in Ginnheim und in Oberrad. Gerade hier, wo der Tram-Betrieb in der engen Offenbacher Landstraße immer wieder durch Falschparker sabotiert wird, beschweren sich Fahrgäste oft bitterlich über fehlende Informationen. Ohne DFI ist die VGF aber nicht in der Lage, schnell über kurzfristige Betriebsunterbrechungen Auskunft zu geben. Eine offene Flanke, über die sich Fahrgäste und Unternehmen gleichermaßen ärgern.

In der Regel ist die Nachrüstung mit DFI-Anzeigern Bestandteil der barrierefreien Modernisierung von Haltestellen. Wenn im April besagte Offenbacher Landstraße runderneuert wird, erhält auch die Haltestelle „Bleiweißstraße“ neben höheren Bahnsteigen und neuen Wartehallen die begehrten Anzeiger – genau wie „Balduinstraße“ und „Buchrainplatz“ zuvor. Die Nachrüstung ist also eine Frage von Zeit und Geduld.

Warum nicht alle fehlenden Haltestellen auf einen Schlag so ausstatten? Weil so eine isolierte Nachrüstung vom Fördergeber finanziell nicht unterstützt würde und für die VGF eine Investition in Millionenhöhe bedeuten würde, die sie – um schnell zu sein – komplett aus Eigenmitteln leisten müsste.

Sascha Reimann
s.reimann@vgf-ffm.de
6 KOMMENTARE
  • Blechschild
    Gepostet am 20:31h, 23 Februar Antworten

    Niddapark hat also neuerdings DFI Anzeiger bekommen? Ist das dann das Lumino Anno 1974 Modell?

    • Susann Fleischer
      Gepostet am 10:57h, 24 Februar Antworten

      Hallo, Sie haben recht: An der U-Bahn-Station „Niddapark“ gibt es tatsächlich keine DFI-Anzeiger, die berühmte Ausnahme von der Regel. Das liegt daran, dass dort die Anzeiger immer wieder durch Vandalismus zerstört wurden.

  • Ralph Ffm
    Gepostet am 06:59h, 27 Februar Antworten

    Hallo, gut wäre es, wenn die Altstadtstrecke Anzeiger mit 4 Zeilen bekäme, damit bei Einblendung einer Störungszeile oder von Werbung trotzdem der nächste Zug beider Linien angezeigt werden kann. Auf der Außenstrecke der 18 sind vier Zeilen überflüssig, da der nächste Zug i.d.R. als Info genügt.

    • Susann Fleischer
      Gepostet am 13:23h, 02 März Antworten

      Hallo, welche Haltestellen genau liegen denn für Sie auf der Altstadtstrecke? Denn abgesehen von „Weser-/Münchener Straße“ sowie „Hbf./Münchener Straße“ sind alle anderen Anzeiger mit 4 Zeilen.

  • Fips Schneider
    Gepostet am 18:43h, 06 März Antworten

    Wo ein DFI fehlt, dem hilft „Öffi – Fahrplanauskunft“ (zu finden unter https://play.google.com/store/apps/details?id=de.schildbach.oeffi&hl=de ) mit der Funktion „Haltestelle“ weiter. Hier werden oftmals sogar Echtzeitdaten der Bahnen – also inklusive der Verspätungen angezeigt, sogar als Widget für den „Home-Screen“.

    Sehr nützlich und kann ich jedem empfehlen, der Bahn fährt. Aber wichtig: man muss die Region Hessen (Frankfurt/Rhein-Main, Kassel, …) wählen, denn ansonsten funktioniert die Echtzeitauskunft nicht.

    Wenn die Bahn feststeckt hilft das aber auch nicht – denn auch das System bekommt die Daten von den oben beschriebenen Baken und kann somit auch mal „hängen“.

  • Helmut Klenk
    Gepostet am 10:39h, 10 November Antworten

    Die Haltestelle Waldfriedhof Goldstein ist gut erneuert worden; wird auch eine Anzeige noch angebracht ?

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