Frankfurt kennenlernen abseits der Ebbelwei-Expreß-Strecke – Teil 1
Der Zoo, der Dom, der Römerberg, die Paulskirche, die städtischen Bühnen – und noch viele, viele andere Sehenswürdigkeiten liegen entlang der Strecke des Ebbelwei-Expreß. Mit dem „langsamsten Schnellzug der Welt“ unternimmt man eine ganz besondere Stadtrundfahrt.
Doch was ist zum Beispiel mit der Alten Oper, der Höchster Altstadt, dem Senckenberg-Museum, der Commerzbank-Arena und anderen Frankfurt-Highlights? Dank uns, der VGF, sowie unseren U- und Straßenbahnen kommt man in der Mainmetropole (fast) überall hin. Und lernt so die Stadt noch besser kennen.
Im ersten Teil steht die Kultur im Mittelpunkt. Wir steigen unter anderem in die Tramlinie 11 ein, um ein Stück Mittelalter im 21. Jahrhundert zu sehen. Oder fahren ein Stück der „A“-Strecke mit den Linien U1, U2, U3 und U8. Mit diesen Bahnen kommt man innerhalb weniger Minuten zu so mancher Kirche oder zum Schaumainkai. Los geht’s!
Alte Oper und Opernplatz
(U6 und U7)
Die Alte Oper wurde von dem Berliner Architekten Richard Lucae im Stil der Neorenaissance entworfen und nach dessen frühem Tod im Jahre 1877 von Albrecht Becker und Edgar Giesenberg fertiggestellt. Am Tag der Eröffnung wurde in Mozarts Oper „Don Giovanni“ aufgeführt. Unter den geladenen Gästen befand sich auch der deutsche Kaiser Wilhelm I.
Seit 1880 war das Gebäude der Ort zahlreicher Uraufführungen, zum Beispiel der von Carl Orffs „Carmina Burana“ (1937). Nachdem die Alte Oper in der Nacht zum 23. März 1944 bei einem Luftangriff stark zerstört wurde, baute man sie mühsam wieder auf. Am 28. August 1981 feierte der damaligen Bundespräsident Karl Carstens zusammen mit anderen Gästen die Wiedereröffnung.
Heute finden im großen Saal (ca. 2.500 Zuschauer) regelmäßig Konzerte statt, im Mozart-Saal (ca. 700 Zuschauer) und einer Reihe kleinerer Säle konzertante Aufführungen, Kammerspiele und Kongresse. Vier Konzertveranstalter bespielen das Haus regelmäßig: die Frankfurter BachKonzerte, die Frankfurter Museums-Gesellschaft, der Hessische Rundfunk und die PRO ARTE Frankfurter Konzertdirektion.
Höchster Altstadt
(Straßenbahnlinie 11)
Wem eher nach einer Reise in die Vergangenheit als nach klassischer Musik ist, der sollte in die Straßenbahnlinie 11 steigen und nach Höchst fahren. Die Altstadt von Höchst hat so einiges Sehenswertes zu bieten. Da sind unter anderen das Höchster Schloß, der Bolongaropalast, die Justinuskirche, die Stadtbefestigung mit Maintor und der Zollturm.
Das Höchster Schloß mit seinem markanten Turm war einst die Residenz der Amtsleute des Mainzer Erzbistums. Vom 14. bis 16. Jahrhundert wurde das Alte Schloß erbaut, Ende des 16. Jahrhunderts entstand das Neue Schloß. Es dient als exklusiver Veranstaltungsort mit gehobener Gastronomie und einem kulturellen Rahmenprogramm. Im Schloßkeller finden regelmäßige Jazzveranstaltungen statt. Und seit 1957 zieht das Höchster Schloßfest Frankfurts Einwohner und ebenso Touristen an.
Nicht minder beeindruckt ist man nach einem Besuch des Bolongaropalasts. Der große barocke Bau diente während der Koalitionskriege (1772 bis 1815) als standesgemäßes Quartier diverser Heerführer, der wohl berühmt-berüchtigste unter ihnen: Napoléon Bonaparte. Kein Wunder, bei den prunkvollen Räumen mit Spiegelwänden, Deckengemälden und Seidentapeten. Auch bietet das Gebäude eine Hauskapelle, den reich geschmückten Festsaal, einen Kapellensaal (für Konzerte und literarische Veranstaltungen) sowie weitere reich mit Stuck und Wandbespannungen dekorierte Räume. Im ersten Stock befindet sich die vollständigste Porzellanausstellung von Alt-Höchster Reproduktionen. Für Theateraufführungen dient im Sommer die stimmungsvolle Kulisse des Gartens. Seit 2004 findet hier im Spätsommer das Theaterfestival Barock am Main statt.
Die Justinuskirche ist das älteste erhaltene Gebäude in Frankfurt und eine der ältesten Kirchen in Deutschland. Sie gehört zu den wenigen fast vollständig erhaltenen frühmittelalterlichen Kirchen. Die dreischiffige Basilika stammt aus der Zeit nach 830. Der spätgotische Hochchor entstand ab 1441. Außerdem findet man in Inneren bedeutende Bauplastik (vor allem die karolingischen Kapitelle und das spätgotische Nordportal).
Die Zwingermauer mit dem Maintor ist eine von zwei in Frankfurt erhaltenen mittelalterlichen Befestigungen. Die andere, die Staufenmauer, ist übrigens ebenfalls mit der Tram zu erfahren: mit den Linien 11, 12 und 18, Haltestelle Börneplatz. Zwingermauer und Maintor in Höchst stammen aus dem Jahr 1460. Die Anlage ist auf der Mainseite zwischen Mainberg und Brüningpark knapp 400 Meter lang und prägt zusammen mit der Justinuskirche und dem Schlossturm den mainseitigen Anblick der Höchster Altstadt.
Der Zollturm ist ein weiterer Teil der Höchster Stadtbefestigung. Er stammt in seiner Grundstruktur aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, wurde im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt und 1664 wieder aufgebaut. Der Turm wurde von den kurmainzischen und ab 1802 den herzoglich-nassauischen Zollbehörden als Wohn- und Amtsgebäude des Zollaufsehers genutzt.
Wenn man dann schon mal in Höchst ist, sollte man auch unbedingt noch folgende Orte aufsuchen: das Alte Rathaus im Allmeygang 8, das Antoniterkloster, das Dalberger Haus, das Greiffenclausche Haus, den „Karpfen“, das Kronberger Haus und das Haus „Zum Anker“. Alle diese Gebäude nehmen uns mit in frühere Zeiten.
Judengasse
(Straßenbahnlinien 11, 12 und 18)
Eine andere Zeitreise macht man, wenn man in die 11, 12 oder 18 steigt und sich auf den Weg zum „Börneplatz“ macht. Dort steht nicht nur das Museum Judengasse. Ganz in der Nähe befand sich von 1462 bis 1796 das jüdische Ghetto Frankfurts.
Es war das erste und eines der letzten seiner Art in Deutschland vor der Epoche der Emanzipation im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. In der frühen Neuzeit lebte hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Nach der Aufhebung des Ghettozwangs wurde die Judengasse ein Armenviertel und verfiel zusehends. Ende des 19. Jahrhunderts wurden daher fast alle Häuser abgerissen. Die an ihrer Stelle angelegte Börnestraße blieb ein Zentrum jüdischen Lebens in Frankfurt, da sich hier die liberale Hauptsynagoge und die orthodoxe Börneplatzsynagoge befanden. Beide wurden während Novemberpogrome 1938 zerstört. Die ausgebrannte Ruine der Hauptsynagoge wurde im Januar 1939 abgerissen und ihre Steine zur Einfriedung des Hauptfriedhofs verwendet. Auch die Börneplatzsynagoge brannte bis auf die Außenmauern nieder, ihre Reste wurden abgetragen.
Frankfurts Kirchen
(alle U-Bahn- und die meisten Straßenbahnlinien)
Beim Thema „Religion“ kommt man um Frankfurts Kirchen nur schwer herum. Es gibt 78 evangelische, 67 katholische, etwa 25 weitere christliche Sakralbauten und neun inzwischen weltlich genutzte, ehemalige Gotteshäuser. Der Dom und die Paulskirche sind die bekanntesten. Sie kann man aus dem Fenster des Ebbelwei-Expreß betrachten. Des Weiteren lohnen sich Leonhards-, Katharinen-, Dreikönigs-, und Liebfrauenkirche.
Erbaut im Jahr 1219 zählt die Leonhardskirche zu den ältesten Kirchen in der Frankfurter Altstadt. Sie wurde als spätromanische Basilika errichtet und später gotisch umgebaut. Als eine der wenigen Andachtsorte blieb sie im Zweiten Weltkrieg nahezu unzerstört. Bis weit über das Mittelalter hinaus hatte die Leonhardskirche eine wichtige Funktion als Zwischenstation und Pilgerkirche auf den zwei bedeutenden Wallfahrtspfaden nach Jerusalem und nach Santiago de Compostela.
Für Liebhaber der Werke des Schriftstellers Johann Wolfgang von Goethe ist nicht nur der Gang zu dessen Geburtshaus im Großen Hirschgraben Pflicht, sondern auch der zur Katharinenkirche. In dieser wurde der Sohn eines wohlhabenden Juristen und kaiserlichen Rates getauft und konfirmiert. Der barocke Bau wurde 1678 bis 1681 errichtet und 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1950 bis 1954. Besonders sehenswert sind die gotische „Maria mit der Mondsichel“ an der Außenmauer sowie innen eine spätgotische Katharinenfigur, die Emporenbilder aus dem 17. Jahrhundert und die Glasfenster von Charles Crodel.
Zum Reformationsjubiläum dieses Jahr wird es in der evangelischen Dreikönigskirche so manche Veranstaltung geben. Der neugotische Bau steht am südlichen Mainufer im Stadtteil Sachsenhausen. Er entstand zwischen 1875 und 1880 nach einem Entwurf von Dombaumeister Franz Josef Denzinger. Im Innenraum präsentiert die Kirche sich (bis auf Fenster und Orgel) noch weitgehend im Originalzustand.
Die Liebfrauenkirche dient heute als Kloster- und als katholische Rektoratskirche. Entstanden ist sie in mehreren Bauphasen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Durch ihre Lage inmitten der Frankfurter Einkaufscity nahe der Zeil kommt ihr eine wichtige Aufgabe in der Innenstadtseelsorge zu. Die Kirche und der öffentlich zugängliche Klosterhof sind auch bei nichtreligiösen Menschen als Oase der Stille im hektischen Stadtzentrum beliebt.
Museen, Museen, Museen – Ein Fest für jeden Kunstliebhaber
Kunst-, aber auch wissenschaftsinteressierte Frankfurter oder Touristen werden um die Schirn Kunsthalle, das Senckenberg-Museum und das Städel kaum herumkommen.
Die Schirn
(Straßenbahnlinien 11 und 12, U4 und U5)
Die Schirn schreibt auf der Homepage: „1986 eröffnet, wurden auf rund 2.000 m² bislang mehr als 220 Ausstellungen präsentiert und von mehr als acht Millionen Besuchern gesehen. Die SCHIRN richtet ihren Fokus auf kunst- und kulturhistorische Themen, Diskurse und Trends aus der Perspektive der unmittelbaren Gegenwart. Ihr Programm ist vielfältig, international und progressiv, versucht neue Sichtweisen zu eröffnen und tradierte Rezeptionsmuster aufzubrechen. Die Ausstellungen widmen sich zeitgenössischen Kunstpositionen und der Kunst der Moderne gleichermaßen.“
Die Schirn verfügt über keine eigene Sammlung, sondern organisiert befristete Ausstellungen und Projekte zu ausgewählten Themen oder zum Werk einzelner Künstler, in Kooperation mit dem Centre Pompidou, der Tate Gallery, dem Solomon R. Guggenheim Museum, der Eremitage in Sankt Petersburg oder dem Museum of Modern Art in New York. In den Räumen werden große Übersichtsausstellungen (z. B. zum Wiener Jugendstil, Expressionismus, Surrealismus, zu German Pop oder zur Geschichte der Fotografie) gezeigt: Künstler wie Wassily Kandinsky, Alberto Giacometti, Henri Matisse, Julian Schnabel, Yves Klein, Edvard Munch, und Helene Schjerfbeck werden in monografischen Ausstellungen vorgestellt. Und zeitgenössische Künstler wie Thomas Hirschhorn, Ayşe Erkmen, Carsten Nicolai, Jan De Cock, Aleksandra Mir, Yoko Ono oder Tobias Rehberger werden in großen Einzelausstellungen präsentiert.
Der Kunstraub von 1994 erregte das Interesse der breiten Öffentlichkeit. Am 28. Juli 1994 wurden aus der Schirn drei Gemälde („Licht und Farben“ und „Schatten und Dunkelheit“ von William Turner (eine Leihgabe der Tate Gallery London) sowie das Ölgemälde „Nebelschwaden“ von Caspar David Friedrich (eine Leihgabe der Hamburger Kunsthalle)) der Ausstellung „Goethe und die Kunst“ gestohlen. Die Bilder hatten einen versicherten Gesamtwert von 70 Millionen DM. Die Täter wurden gefasst und 1999 zu Haftstrafen verurteilt. 2000 und 2002 tauchten die beiden Bilder von Turner wieder auf. 2003 konnte auch das Bild von Friedrich wieder zurückgegeben werden
Das Museumsufer
(alle Straßenbahn- und fast alle U-Bahn-Linien)
Berlin und München haben ihre Museumsinseln, Frankfurt sein Museumsufer. Jährlich besuchen mehr als drei Millionen Menschen das Museumsuferfest. Seit 1988 findet es alljährlich am letzten Wochenende im August statt. Die Kulturveranstaltung verdankt ihrem Namen dem Standort einer Gruppe von 15 Museen. Hier stehen neben dem Städel:
- das Frankfurter Ikonenmuseum
- das Museum für Angewandte Kunst mit der Villa Metzler
- das Museum der Weltkulturen
- das Deutsche Filmmuseum
- das Deutsche Architekturmuseum
- das Museum für Kommunikation
- das Liebieghaus, Museum alter Plastik
- das Museum Giersch
Auf der nördlichen Mainseite befinden sich außerdem das Historische Museum und das Jüdische Museum sowie im Altstadtbereich: das Museum für Moderne Kunst, das Museum Judengasse, das Archäologische Museum und die Ausstellungshalle Neuer Portikus.
Das Städel Museum
Das Städelsche Kunstinstitut ist eines der bedeutendsten deutschen Kunstmuseen. Seine Sammlung umfasst mehr als 4.000 Gemälde vom Mittelalter bis zur Moderne und zur Gegenwartskunst, 100.000 Zeichnungen und Druckgrafiken, 4.000 Fotografien, 600 Skulpturen und eine Präsenzbibliothek mit 115.000 Bänden. Das Städel präsentiert Meisterwerke europäischer Kunst aus sieben Jahrhunderten, beginnend mit dem frühen 14. Jahrhundert über die Spätgotik, über Renaissance und Barock zur Goethezeit, vom 19. Jahrhundert und der klassischen Moderne bis hin zur Gegenwart. Sonderausstellungen beschäftigen sich mit dem Werk einzelner Künstler und ihres Umfeldes, Sammlungen anderer Museen, Kunst- und Werkgattungen und Zeitgenössischer Kunst.
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
(Straßenbahnlinie 16, U4, U6 und U7)
Ebenso auf dem Pflichtprogramm bei einem Frankfurt-Aufenthalt steht das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum, Deutschlands größtes Naturkundemuseum mit Exponaten aus den Bereichen Biologie und Geologie. Es präsentiert eine der umfangreichsten Ausstellungen von Großgruppensauriern in Europa (18 Arten). Ein besonderer Schatz ist das Original eines versteinerten Sauriers mit erhaltener, schuppiger Haut. Das größte Skelett ist ein 18 Meter langer Diplodocus aus dem Bone Cabin Quarry in Wyoming (USA).
Das Museum beherbergt außerdem die mit rund 1.000 Präparaten weltweit größte und zugleich artenreichste Schausammlung von Vögeln. Hier kann man eine große Sammlung von Exponaten ausgestorbener Tiere aus allen erdgeschichtlichen Epochen (z. B. große Anzahl von Originalen aus der Ölschiefergrube Messel: Fledermäuse, Reptilien, Fische und die frühe Pferdeart Propalaeotherium hassiacum, die vor ca. 50 Millionen Jahren lebte) entdecken. Einzigartig in Europa ist zudem der in aufrechter Körperhaltung montierte Abguss des Skeletts von „Lucy“, einem 1974 in Äthiopien entdeckten und rund 3,2 Millionen Jahre alten Teilskelett eines als weiblich interpretierten Individuums der Art Australopithecus afarensis.
Verkehrsmuseum Frankfurt am Main
(Straßenbahnlinie 12)
Nahverkehrsfreunden sei der Besuch des Verkehrsmuseums der VGF im Stadtteil Schwanheim wärmstens ans Herz gelegt. Dort werden Besucher auf eine Zeitreise durch die Geschichte des städtischen Nahverkehrs in Frankfurt am Main mitgenommen. Die Fahrzeugsammlung des Museums kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Besonders hervorzuheben unter den ausgestellten Fahrzeugen sind der weltweit älteste erhaltene elektrische Straßenbahn-Triebwagen Nr. 8 von 1884 und der Beiwagen Nr. 13 der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft. Und noch andere Schmuckstücke pflegen die Mitglieder des Vereins „Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main e.V.“.
To be continued
Nach so viel Kultur wird es Zeit, sich intensiver dem Frankfurter Nachtleben zu widmen. Nächste Woche auf unserem Blog zeigen wir euch, wo Ihr hingehen solltet, um mal so richtig abzufeiern. Alle Anhänger des Sports kommen ebenso auf ihre Kosten wie die Naturliebhaber. Denn dann folgt der zweite Teil von „Frankfurt kennenlernen abseits der Ebbelwei-Expreß-Strecke“.
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