Halle Ost des Verkehrsmuseum mit vier Oldtimer Wagen nebeneinander.

Nahverkehrshistorie zum Anfassen – das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main

Über 140 Jahre Geschichte auf fast 4.000 Quadratmetern: die Dauerausstellung „Von der Pferdebahn bis zur Neuzeit“, zu finden im Verkehrsmuseum Frankfurt am Main. Sie verschafft einen umfassenden Überblick der Entwicklung des Frankfurter Nahverkehrs, die im Jahr 1872 erstmals auf Gleisen Fahrt aufnahm. Mit ihren Exponaten und Informationstafeln stellt die Dauerausstellung sowohl für Interessierte der Frankfurter Stadtgeschichte als auch für Technikbegeisterte einen Anziehungspunkt dar. Untergebracht ist das Verkehrsmuseum in zwei historischen Wagenhallen der ehemaligen Frankfurter Waldbahn-Gesellschaft sowie dem dazwischenliegenden Außengelände.

Westhalle des Verkehrsmuseums im Jahr 1987 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Westhalle des Verkehrsmuseums im Jahr 1987 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Die Exponate der Dauerausstellung

Maßgeblicher Bestandteil der Dauerausstellung sind die mehr als zwei Dutzend Fahrzeug-Exponate. Darunter befinden sich Höhepunkte wie ein Pferdestraßenbahnwagen aus dem 19. Jahrhundert, ein Zug der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft von 1884, eine Dampflok von 1900 sowie Frankfurts erster U-Bahn-Wagen, gebaut im Jahr 1965. Fast alle Fahrzeugtypen, die jemals im Frankfurter Straßenbahnnetz im Einsatz waren, sind vertreten. Bei allen Fahrzeugexponaten handelt es sich um Originalfahrzeuge, die einstmals durch Frankfurt und dessen Umland verkehrten. Zusammen mit drei Omnibussen veranschaulichen die Fahrzeugexponate die Entwicklung der Fahrzeugtechnik und des Verkehrsbetriebs. Ein Hilfsgerätewagen aus den 1950er Jahren sowie ein ausgemusterter Rüstwagen Schiene der Feuerwehr zeigen zudem das Nahverkehrsgeschehen abseits des Fahrgastbetriebs.

In der Dauerausstellung sind jedoch nicht nur Fahrzeugexponate zu sehen. Darüber hinaus haben Besucher die Möglichkeit, Urkunden, Fotos und Netzpläne zu betrachten. Stets große Beachtung finden die Uniformen unterschiedlicher Dekaden sowie Fahrscheine. Sie vermitteln einen Eindruck, wie sich die Menschen im Nahverkehr – sowohl das Personal als auch die Fahrgäste – im Laufe der Jahre verändert haben.

Erwachsenen- und Kindereintrittskarte für das Verkehrsmuseum aus dem Jahr 1984 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Erwachsenen- und Kindereintrittskarte für das Verkehrsmuseum aus dem Jahr 1984 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Die Historie des Verkehrsmuseums

Eröffnet wurde das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main am 8. Mai 1984. Begonnen hat seine Historie jedoch schon wesentlich früher. Denn als Basis für den Aufbau der Dauerausstellung des Museums dienten historische Sammlungen der Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurden. Sie entstanden durch die Aufbewahrung von Utensilien, u. a. Uniformen und Fahrscheine, die Fahrgäste und Personal im Laufe der Jahre bewahrt hatten und für die Sammlungen zur Verfügung stellten. Die Aufbewahrung von Fahrzeugen begann noch früher. Bereits Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde beschlossen, beispielsweise den Zug der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft für die Nachwelt aufzubewahren. Immerhin handelte es sich dabei um eine der ersten elektrischen Straßenbahnen Deutschlands. Ebenso wurde mit einem Pferdestraßenbahnwagen verfahren, der nach seiner Einsatzzeit bei der Pferdebahn zunächst zum Sommerbeiwagen umgebaut worden war und nach seinem Dienstende Anfang der zwanziger Jahre wieder zum Pferdebahnwagen zurück gebaut wurde.

Büssing Gelenkbus 302 vor dem Verkehrsmuseum (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Büssing Gelenkbus 302 vor dem Verkehrsmuseum (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Erstmals aufgekommen ist die Idee eines Frankfurter Straßenbahnmuseums Anfang der 1930er Jahre. Um zu zeigen, welch Potenzial ein solches Museum beinhaltet, wurden daraufhin mehrere temporäre Ausstellungen eingerichtet. Gezeigt wurden Zeitzeugnisse wie Uniformen, Modelle sowie historische Fahrscheine zunächst im Oktober 1934 in einem eigens ertüchtigten und an der Hauptwache aufgestellten Beiwagen. Ab Mitte der sechziger Jahre fanden zum alljährlichen Tag der offenen Tür Ausstellungen in umfunktionierten Betriebsräumen statt. Konkrete Formen nahmen die Planungen für die dauerhafte Einrichtung eines Verkehrsmuseums schließlich Mitte der 1970er Jahre an. Als Standort wurde der Stadtteil Schwanheim ausgewählt, u. a. wegen der beiden Wagenhallen aus der Zeit der Frankfurter Waldbahn sowie dem direkt nebenan stehenden – ebenfalls historischen – Bahnhofsgebäude.

Busausstellung auf der Südempore zu ihrer Eröffnung im Jahr 1987 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Busausstellung auf der Südempore zu ihrer Eröffnung im Jahr 1987 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Zum Ende des Jahres 1982 wurde mit den baulichen Änderungen an der westlichen Halle begonnen, gut ein Jahr später mit dem Innenausbau. Bereits während der Bauarbeiten wurde die Dauerausstellung zusammengestellt: die erhaltenen Fahrzeuge wurden in der Stadtbahnzentralwerkstatt optisch aufgearbeitet, zudem wurden technische Schnittmodelle wie Motoren oder Fahrschalter angefertigt. Auch Karten mit historischen Streckenverläufen wurden erstellt. Für eine Bildergalerie, in der alle jemals in Frankfurt eingesetzten Schienenfahrzeugtypen dargestellt werden sollten, wurden zahlreiche öffentliche und private Archive durchforstet.

Ausstellung historischer Uniformen auf der Nordempore im Jahr 1987 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Ausstellung historischer Uniformen auf der Nordempore im Jahr 1987 (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Im Frühjahr 1984 war das Museum soweit eingerichtet, dass es für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Am 8. Mai 1984 begrüßte Bürgermeister und Stadtwerkedezernent Dr. Hans-Jürgen Moog alle Ehrengäste sowie Besucher, kurz darauf wurde das Band vor der westlichen Halle durchschnitten. Das Museum war eröffnet. In den darauffolgenden Jahren wurde das Museum weiter ausgebaut. So erhielt die westliche Halle beispielsweise einen südlichen Anbau mit Empore. Auch die Dauerausstellung wurde fortwährend erweitert und u. a. um die Busausstellung ergänzt. Zuletzt fanden im Jahr 2015 umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Westhalle statt.

Oberbürgermeister Dr. Walter Wallmann eröffnet das Verkehrsmuseum (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Oberbürgermeister Dr. Walter Wallmann eröffnet das Verkehrsmuseum (Quelle: Archiv Verkehrsmuseum Frankfurt am Main)

Die HSF übernimmt den Betrieb des Verkehrsmuseums

Rückläufige Besucherzahlen und steigende Betriebskosten führten zu Beginn des 21. Jahrhunderts dazu, dass die VGF nach einem neuen Betreiberkonzept für ihr Museum suchte. Dabei entstand die Idee, das Museum durch einen privaten Verein betreiben zu lassen. In anderen Städten war dies bereits üblich. Aus diesem Grund wurde mit Unterstützung der VGF im November 2004 der Verein „Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main e. V“ (HSF) gegründet. Zweck des Vereins sollte – neben der Zusammenführung am Nahverkehr Interessierter sowie dem Aufbau und der Pflege eines Nahverkehrsarchivs – insbesondere der Betrieb des Verkehrsmuseums Frankfurt am Main sein.

Fahrzeugexponate in der Westhalle des Verkehrsmuseum (Foto: Andreas Behrndt)

Fahrzeugexponate in der Westhalle des Verkehrsmuseums (Foto: Andreas Behrndt)

Nach der Gründung der HSF wurden deren Mitglieder immer stärker in das Museumsgeschehen einbezogen. Schnell wurden erste Veranstaltungen mitgestaltet. Zu Ostern 2006 hat der Verein den Museumsbetrieb offiziell übernommen: am 16. April 2006, dem ersten Öffnungstag nach der Winterpause, öffneten erstmals Mitglieder der HSF die Pforten des Museums. Seitdem kümmern sie sich mit Unterstützung der VGF um den Betrieb des Verkehrsmuseum Frankfurt am Main. Wie vielfältig der Museumsbetrieb für die Vereinsmitglieder ist und welche Aufgaben sie darüber hinaus noch im Namen der Nahverkehrsgeschichte übernehmen, wird demnächst an dieser Stelle thematisiert.

 

Über den Autor:

Andreas Behrndt, 31 Jahre alt, stammt aus Schwedt/Oder und wohnt seit 2007 in Frankfurt am Main. Bereits ebenso lange ist er Mitglied der HSF. Neben seiner Tätigkeit in der externen und internen Vereinskommunikation wirkt er u. a. bei der Erstellung von Sonderausstellungen mit und übernimmt regelmäßig Dienste im Verkehrsmuseum Frankfurt am Main.

Andreas Behrndt
andreas.behrndt@hsf-ffm.de

Andreas Behrndt, 32 Jahre alt, stammt aus Schwedt/Oder und wohnt seit 2007 in Frankfurt am Main. Bereits ebenso lange ist er Mitglied der HSF. Neben seiner Tätigkeit in der externen und internen Vereinskommunikation wirkt er u. a. bei der Erstellung von Sonderausstellungen mit. Zudem übernimmt er regelmäßig Dienste im Verkehrsmuseum Frankfurt am Main.

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