Zwei orangene Zweiwegefahrzeuge vor einem Gebäude die auf Straße und Schienen fahren können.

Mit Zweiwegefahrzeugen unterwegs auf Straße und Schiene

Lastwagen sieht man viele auf Frankfurts Straßen, die der VGF jedoch sind anders als die anderer Unternehmen. Denn unsere sind sowohl auf der Straße als auch des Öfteren auf der Schiene unterwegs. Von den sogenannten Zweiwegefahrzeugen haben wir acht Stück. Und was die können, ist so allerhand …

 

Im Einsatz für die VGF

Als Bau-, Reparatur- und Wartungsfahrzeuge sowie als Transport-, Hilfs- und Rettungsfahrzeuge; für Reparaturschweißungen der Schienen, die Gleisreinigung, den Transport von Materialien oder bei Oberleitungsschäden – diese „Ungetüme“ sind vielseitig einsetzbar. Und sie sind aus unserem Fuhrpark nicht mehr wegzudenken, so wichtig wie unsere Bahnen.

Aus gutem Grund übrigens: Denn dank ihnen ist mehr Flexibilität möglich. Durch die Fahrt auf der Straße und der Schiene können etwaige Umwege vermieden werden.

Besonders häufig kommen die Zweiwegefahrzeuge im Tunnel zum Einsatz, und dann nicht selten nachts, fast immer. Da es dort unten bekanntermaßen keine Straße gibt, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Um zum Beispiel in die C-Ebene der Konstablerwache zu gelangen (U4 und U5), gleist der LKW irgendwo in der Nähe oberirdisch auf, zum Beispiel am Scheffeleck, unweit der Station „Musterschule“. Dann geht es hinab in die Tiefen Frankfurts zum Einsatzort.

Eines unserer Zweiwegefahrzeuge auf Frankfurts Schienen unterwegs

Wer nun aber denkt, dass der LKW nur unter Tage arbeitet, irrt sich. Natürlich sind die Zweiwegefahrzeuge auch auf Mainzer Landstraße, Schweizer Straße oder Braubachstraße zu sehen. Der Vorteil: Sie müssen nicht extra ihre Schienenausrüstung herabsenken; sie nutzen ihre normale Bereifung.

 

Zwei Beispiele

Gleisreinigung mit unseren Zweiwegefahrzeugen

Damit die Bahnen auf Frankfurts Schienen sicher und zuverlässig fahren können, müssen die Gleise regelmäßig gereinigt werden. In den Rillen der Gleise sammeln sich nämlich Schmutz und allerlei kleine Gegenstände (z. B.Bremssand, Laub, im Winter Split des Streuguts).

Mit einem Zweiwegefahrzeug sowie drei weiteren „normalen“ Straßenfahrzeugen wird das gesamte Gleisnetz regelmäßig gereinigt, immerhin 65 Kilometer U-Bahn- und 68,7 Kilometer Straßenbahn-Betriebsstrecken. Nur mit dem Zweiwegefahrzeuge sind wir allerdings in der Lage, Gleisüberfahrten im offenen Oberbau maschinell zu reinigen.

Die Hauptaufgabe dieses Zweiwegefahrzeuges ist die Rillenschienenreinigung.

Wenn sich eine Bahn dem Zweiwegefahrzeug nähert, kommt der große Moment: Ein schneller Wechsel zwischen Schiene und Straße ist notwendig, um der Stadtbahn, zumindest oberirdisch, schnell aus dem Weg gehen zu können und so die Einhaltung der Fahrpläne zu garantieren. Eingegleist fährt ein Schienenreinigungsfahrzeug die Strecke mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 20 km/h ab und schwimmt auf diese Weise immer kurzzeitig im Verkehr mit.

Die regelmäßige Reinigung der Schienen ist sehr wichtig, insbesondere aber die Reinigung der Weichen. Werden diese nicht regelmäßig gesäubert, besteht Entgleisungsgefahr, zum Beispiel im Winter durch zu Klumpen vereistes Streugut oder auch Schmutz, der sich im Zungenbett der Weiche ansammelt und das einwandfreie Anliegen der Zunge an die Backenschiene verhindert.

 

Schweißen im Tunnel

Außerdem haben wir drei Werkstattwagen mit Schienenführungseinrichtung in unserem Bestand. Mit diesen sind Schweißarbeiten im Tunnel kein Problem. Oberirdisch gleisen sie auf – als Hilfe dient dem Fahrer eine Kamera; auf zwei Monitoren sieht er, ob’s geklappt hat –, um kurze Zeit später dann in die Frankfurter Unterwelt abzutauchen.

Übrigens: Diese Kameraanlage mit Monitor im Fahrerhaus besitzt auch unser Zweiwegefahrzeug für die Gleisreinigung.

Von 1:30 bis 3:30 Uhr sieht man unsere Zweiwegefahrzeuge auch im Tunnel.

Mit bis zu 30 Stundenkilometern bewegt sich dieser LKW durch den Tunnel. Seine Vorderachse ist generell angehoben (ca. 120 cm vom Boden). Die Hinterräder dieser Fahrzeuge rollen auf den Schienen, sonst würde sich der Wagen keinen Zentimeter von der Stelle rühren: Der Antrieb bei der Schienenfahrt erfolgt über die Räder der LKW-Hinterachse (Reibradantrieb). Das ist nicht bei allen Sonderfahrzeugen der Fall: Bei anderen LKW werden alle Straßenachsen angehoben, so dass das Fahrzeug wird über die Schienenräder angetrieben wird.

Bei dem zum Schweißen verwendeten LKW sorgen drei Gastanks dafür, dass nicht mitten in den Arbeiten das Feuer ausgeht. Dank seiner eigenen Stromversorgung ist Schienenschleifen oberirdisch kein Problem. Unterirdisch arbeiten wir ausschließlich über die vorhandenen Steckdosen im Tunnelbauwerk. Auf den U-Bahn-Strecken kann man Arbeitswagen wie den Beschriebenen nur in der Betriebspause sehen, also zwischen ca. 1:30 und ca. 3:30 Uhr.

 

Zweiwegefahrzeuge im Dienst der Feuerwehr

Zwei unserer Zweiwegefahrzeuge werden von der Feuerwehr besetzt, genauer: von der Feuer- und Rettungswache 1 (Eckenheim). Dort ist der „Sonderdienst Technische Hilfeleistung Ost“ stationiert.

Seit der Inbetriebnahme der Frankfurter Straßenbahn im Jahre 1872 kommt es zu gelegentlichen Entgleisungen von schienengebundenen Fahrzeugen. Während man die Fahrzeuge der Pferdebahn mithilfe des „Entgleisungseisens“ sehr schnell wieder auf das Gleis setzen konnte, stellt die Entgleisung eines elektrischen Straßenbahnwagens eine schwierigere Aufgabe dar.

Ein Zweiwegefahrzeug der Feuerwehr im Einsatz, hier beim Abschleppen einer U-Bahn
© Feuerwehr Frankfurt am Main

Und spätestens mit der Eröffnung der „A“-Strecke (befahren von den U-Bahnlinien U1, U2, U3, U8 und U9) brauchte es auch bei der Feuerwehr dringend Zweiwegefahrzeuge. Denn im Tunnel ist es nicht möglich, die bisherigen Aufgleisverfahren anzuwenden. Auf die Feuerwehr kamen verschiedene Aufgaben zu: Durchführung des Aufgleisens von Straßen- und U-Bahnen, Abschleppen von Schienenfahrzeugen, Hilfeleistungen bei Schäden an schienengebundenen Fahrzeugen, Einsatz bei Straßen- und U-Bahn-Unfällen aller Art, ober- wie auch unterirdisch.

Seit August 2012 befindet sich nun die dritte Generation der „Rüstwagen-(RW)-Schiene“ im Dienst.

Wer einen solchen „RW-Schiene“ genauer sehen möchte: Einer der noch immer fahrfähigen Vorgänger der jetzigen Generation, ein Magirus Deutz, steht im Schwanheimer Verkehrsmuseum der VGF.

 

Ohne Zweiwegefahrzeuge geht es nicht

Ohne unsere Zweiwegefahrzeuge wären Reparaturarbeiten oder auch die Gleisreinigung um einiges schwieriger, wenn nicht sogar beinahe unmöglich. Deshalb stehen die Kastenwagen und LKWs mit Schienenausrüstung auch nicht in irgendeiner Garage und verstauben dort, sondern sind täglich, auf Frankfurts Straßen und während der Betriebspause in den Tunneln unterwegs.

Damit unsere Bahnen auch morgen zuverlässig und pünktlich fahren können, schieben sie und unsere Bauarbeiter so manche Nachtschicht.

Sascha Reimann
s.reimann@vgf-ffm.de
Keine Kommentare

SCHREIBE EINEN KOMMENTAR