Sieben Straßenbahnen versetzt hintereinander auf den Gleisen stehend von alt (hinten) bis neu (vorne)

Generationen-Treffen: Straßenbahn-Parade und Sonderfahrten

Acht Generationen auf einem Bild? Bei Familien funktioniert das leider nicht. Aber bei Straßenbahnen! Zumindest dann, wenn ein Unternehmen so viel Wert auf den Erhalt zumindest eines Fahrzeugs jeder Generation legt, wie das die VGF seit Jahren tut.

Seit Außerdienststellung der „L“-Wagen, die seit Mitte der 50 Jahre im Linienbetrieb waren, hat die VGF von jeder Straßenbahn-Generation ein Exemplar behalten und in seinen Auslieferungszustand versetzt, zuletzt im Dezember 2014 den „Pt“-Wagen 748. Deshalb kann die VGF am Samstag, 25. Juni 2016, acht Generationen von den in Frankfurt in den vergangenen 70 Jahren eingesetzten Straßenbahnen zu einem Treffen zusammen führen. Nach der „Fahrzeug-Parade“ am Stadion – mit ausgiebiger Gelegenheit zum fotographieren – gehen einige Bahnen am Samstagmittag auf Sonderfahrt durch Frankfurt.

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Fahrzeugparade 2009

Alte und neue Bahnen

Der Straßenbahn-Fuhrpark der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) für den Linienbetrieb besteht derzeit aus 112 modernen Niederflurwagen. Deren Typbezeichnungen lauten – getreu der Frankfurter Gepflogenheit, Straßenbahntypen dem Alphabet nach zu benennen – „R“ bzw. „S“. Hersteller sind die Firmen Siemens („R“) und Bombardier Transportation (BT, „S“).

Darüber hinaus verfügt die VGF über fahrfähige Exemplare älterer Baureihen, angefangen beim Typ „K“ bis zum Typ „Pt“ aus den 1970er Jahren. Für die Typen „K“, „L“ „M“ sind zudem noch Beiwagen erhalten, die analog zu den zugehörigen Triebwagen mit den Kleinbuchstaben „k“, „l“ bzw. „m“ bezeichnet werden.

„K“-Wagen sind seit 39 Jahren besser bekannt als Ebbelwei-Express. Im Originalzustand sind die Bahnen nicht mehr, die Einführung der Frankfurter Traditionsbahn mit dem unverwechselbaren bunten Design jährt sich im Februar 2017 zum 40. Mal. Übrigens: Es ist immer die Sprache von dem Ebbel-Ex – Singular. Tatsächlich besitzt die VGF mit vier Triebwagen und sechs Anhängern mehrere identische Garnituren, anders wäre der Linienbetrieb an den Wochenenden oder der beliebte Anmietverkehr nicht zu fahren.

Am 25. Juni 2016 werden alle Wagentypen nun nochmals aufeinandertreffen. Die VGF und der Verein „Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main“ (HSF) veranstalten am Stadion eine Parade aller fahrfähigen Straßenbahn-Typen des Unternehmens. Zu sehen sein werden Bahnen der Typen:

„K“ (Anschaffung zwischen 1949 und 1955) „L/l“ (zwischen 1954 und 1957) „M/m“ (zwischen 1959 / 1963) „N“ (1963) „O“(1969) „Pt“ (zwischen 1971 und 1978) „R“ (zwischen 1993 und 1997) und „S“ (zwischen 2003 und 2011).

Eine ähnliche Ansammlung historischer Bahnen zu Sonderfahrten hatte die VGF zuletzt im Dezember 2014 zur Eröffnung des Neubauabschnitts entlang der Stresemannallee zusammen gebracht – ein großer Erfolg, denn viele Frankfurter und auch Gäste von auswärts verbinden mit den jahrzehntelang eingesetzten Fahrzeugen oftmals lebendige Jugenderinnerungen.

Farbenspiel

Dem Zuschauer bietet sich an der End-Haltestelle der Linie 21 ein buntes Bild, denn alle in Frankfurt genutzten Straßenbahn-Farben bzw. Farbkombinationen – mit Ausnahme der Farben im 19. Jahrhundert – werden vereint sein: das klassische Verkehrsbeige mit grauen Streifen, das bis Anfang der 70er Jahre verwendet wurde und noch heute von „L“-, „N“- und „O“-Wagen getragen wird; das Orange-Hellelfenbein-Beigegrau, das danach folgte und z.B. dem Auslieferungszustand des „Pt“-Wagens 748 entspricht – der „M“-Zug trägt ebenfalls dieses Farbkleid, auch nach der letzten Instandsetzung 2015, obwohl die Serie im damals üblichen Beige ausgeliefert worden war – und das Subaru-Visa-Blue der „R“- und „S“-Wagen, das Mitte der 90er Jahre eingeführt wurde und noch heute die markante Farbe des Frankfurter Nahverkehrs ist. Mit „Türkis“ ist sie leichter zu beschreiben.

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Fahrzeugparade 2009

Fahrzeugparade am Stadion

Vor und nach der Parade bieten VGF und HSF mit mehreren Fahrzeugen Sonderfahrten durch die Stadt an.

Zunächst verkehren die acht Züge von ca. 8 Uhr 20 im 7/8-Minuten-Takt vom Depot Gutleut, in der Heilbronner Straße, via Hauptbahnhof Südseite in Richtung Stadion. Interessierte haben die Möglichkeit, mit Ausnahme des „K“-Wagens in allen Bahnen bis zur Haltestelle „Oberforsthaus“ mitzufahren, Zustieg ist an allen Haltestellen entlang der Strecke möglich. Eine direkte Mitfahrt bis zum Stadion ist aus betrieblichen Gründen nur im Fahrzeug der Typen „R“ und „S“ bzw. in den regulär verkehrenden Bahnen der Linie 21 möglich.

Gegen 9 Uhr 30 werden alle Wagen zur Parade in der Aufstellanlage postiert sein. Anschließend können Besucher die Fahrzeuge dort bis ca. 13 Uhr fotografieren, wobei die Züge zwischendurch auch rangiert werden und der Wagen des Typs „K“ leider schon gegen elf Uhr zurück ins Depot fahren muss. Der Zugang zur Anlage erfolgt über die südliche Zufahrt. Besucher werden gebeten, orangefarbige Warnwesten zu tragen und die vorgegebene Fotolinie einzuhalten.

Sonderverkehr durchs Frankfurter Stadtgebiet

Mit dem Wagen des Typs „N“ beginnen gegen 13 Uhr die Sonderfahrten, bei denen mit den Typen „L/l“, „M/m“, „N“, „O“, „Pt“ und „R“ insgesamt sechs unterschiedliche Züge zum Einsatz kommen. Die Fahrten führen vom Stadion zunächst Richtung Stresemannallee / Gartenstraße, dann entlang des neuen Abschnitts über die Stresemannallee nach Neu-Isenburg, von da via Mörfelder Landstraße, Südbahnhof / Schweizer Straße, Otto-Hahn-Platz, Hauptbahnhof, Galluswarte und Kleyerstraße zur Rebstöcker Straße. Im Anschluss daran fahren die Bahnen über Hauptbahnhof zurück ins Depot in der Heilbronner Straße. Natürlich besteht bei den Fahrten erneut ausgiebig Gelegenheit, in den Bahnen Bilder zumachen, wer sie von außen im Stadtgebiet ablichten will, muß sich an der Strecke postieren und gegebenenfalls ein wenig Geduld mitbringen.

Informationen rund um die Sonderfahrten

Die Fahrpläne der Straßenbahnen für die Anfahrt zum Stadion und die anschließenden Sonderfahrten durch die Stadt veröffentlicht der Verein HSF wenige Tage vor der Veranstaltung unter

www.hsf-ffm.de

auf der Internetseite.

Für die Mitfahrt in den Sonderbahnen gelten die Tarif- und Beförderungsbedingungen des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) – und mithin ist ein Fahrschein notwendig. Anders als bei den Linienverkehren ist allerdings die Mitnahme von Fahrrädern nicht gestattet. Und: die Fahrzeuge sind bis auf den „R“-Wagen natürlich nicht barrierefrei.

Tickets können an den RMV-Fahrkatenautomaten an den Haltestellen erworben werden, in den Zügen des Sonderverkehrs ist kein Ticketverkauf möglich.

Pflege der Nahverkehrs-Tradition

Übrigens: Auch ältere U-Bahnwagen hat die VGF aufgearbeitet und in den Originalzustand versetzt, so gibt es mit den Wagen 303, 304 und 305 einen kompletten Drilling aus „U2-Typen“. Im April fand die Abschiedsfahrt mit verschiedenen Wagen dieses Typs statt, der seit 1968 das zuverlässige Rückgrat des städtischen U-Bahn-Betriebs dargestellt hat. Mit Eröffnung der gerade im Umbau befindlichen U5-Stationen „Glauburgstraße“ und „Musterschule“ im August 2016 steht der Abschied für die zur Zeit noch auf dem Ast zwischen Eckenheimer Landstraße / Marbachweg und Preungesheim verkehrenden „PtB“-Wagen an. Einen „U1“ hat die VGF auch, aber leider nicht fahrbereit: Er ist im Verkehrsmuseum in Schwanheim zu bewundern.

Lese- und Ausflugstips: Großartige historische Aufnahmen der am 25. Juni fahrenden Straßenbahn-Typen mit informativen Begleittexten bietet der neue Band „Omnibusse und Straßenbahnen der Stadt Frankfurt am Main“ von Peter F. Linhart, einem Mitglied des Vereins Historische Straßenbahn der Stadt Frankfurt am Main e.V., erschienen in diesem Jahr im EK-Verlag (ISBN: 978-3-8446-6858-2)

Das Buch ist auch im Verkehrsmuseum Frankfurt erhältlich. Das Museum im Stadtteil Schwanheim ist an Sonntagen und den hessischen Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet und zu erreichen mit der Linie 12, Haltestelle „Schwanheim Rheinlandstraße“.

Bernd Conrads
B.Conrads@vgf-ffm.de
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