„Irgendwas mit Mobilität?“ – Neue Rekrutierungs-Kampagne der VGF
Netzausbau: zum Beispiel die Verlängerung der Linie U5 ins Europaviertel, die nach langen Vorbereitungen mit dem Bohrbeginn der Tunnelvortriebsmaschine Ende August begonnen hat.
Instandhaltung: zum Beispiel die Modernisierung der wichtigsten U-Bahntrasse, die in den Sommerferien 2019 mit einer sechswöchigen und umfangreich koordinierten Großbaustelle unter- und oberirdisch ausgeführt wurde.
Neubeschaffung: zum Beispiel die Entwicklung neuer und moderner U- und Straßenbahnen für das Frankfurter Netz, die gerade mit dem „T“-Wagen in die nächste Runde geht, dessen erste Exemplare 2020 geliefert werden.
Spannend und herausfordernd, aber nicht „sexy“
Ob rollende oder ortsfeste Infrastruktur: das sind drei Beispiele für spannende und herausfordernde Arbeitsfelder, die ein städtisches Verkehrsunternehmen wie die VGF bisherigen – aber auch potentiellen – Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet. Beispiele für Jobs in einem innovativen Umfeld, mit hohen Anforderungen, mit hochqualifizierten Kolleginnen und Kollegen. Jobs, in denen man sich weiterbilden und entwickeln kann. Allein: ist das bekannt? Oder wird die VGF von Jobsuchenden als ein verstaubter Beamtenladen voller „Dienst-nach-Vorschrift-Apparatschiks“ wahrgenommen, also als das Gegenteil von modern, innovativ und nachhaltig und damit nicht unbedingt als erste Wahl für den Arbeitsplatz? Um es klar zu sagen: dieser mögliche Schein trügt, aber die VGF hat – ein Branchen-Phänomen – sehr wohl ein Imageproblem, denn öffentlicher Personen-Nahverkehr – man möchte es allein am sperrigen Kürzel „ÖPNV“ festmachen – gilt nicht unbedingt als „sexy“.
Das galt lange auch für die Nutzung von Straßenbahnen oder Bussen selbst, um von A nach B zu kommen. Jeder SUV, neuerdings euphemistisch „Stadtgeländewagen“ genannt, als ob irgendjemand so ein Unsinns-Vehikel wirklich bräuchte, jeder beknackte E-Roller, der – je nach seinem Zustand – ein rasendes, rollendes, stehendes oder auch liegendes Ärgernis auf Straßen und Gehwegen ist, scheint „hipper“ zu sein als ein Verkehrsbetrieb mit mehr als 2.400 Mitarbeitern, mehr als 370 Fahrzeugen und mehr als 223 Stationen und Haltestellen entlang eines 133 Kilometer langen Schienennetzes, das die Mobilität von jährlich mehr als 200 Millionen Menschen sichert.
Verändertes Umfeld
Doch das ändert sich, die Bedeutung der „Öffis“, wie Busse und Bahnen in der Schweiz mit einer ganz anderen Anerkennung genannt werden, für die Mobilität unserer Gesellschaft – sei es in Städten oder auf dem Land – nimmt in dem sich stetig verändernden Umfeld zu. Und damit auch die Rolle, die die Unternehmen spielen, die diesen Verkehr in deutschen Städten seit mehr als 130 Jahren möglich machen.
Die Attraktivität als Arbeitgeber, der gute, sichere, interessante, innovative und herausfordernde Jobs für qualifizierte Menschen auf der Suche nach einer zufriedenstellenden Balance zwischen Arbeit und Privatleben bietet, steigt damit ganz automatisch. Aber das reicht für die Anforderungen, die die Zukunft an die VGF stellen wird, noch nicht. Denn in Frankfurt herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Auf alle Fälle bewegt sich die VGF bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einem „Bewerbermarkt”, das heißt, Bewerber können sich unter mehreren potentiellen Arbeitgebern das für sie beste Angebot aussuchen. Und da zählt dann nicht allein die Entlohnung, auch andere Kriterien entscheiden heute darüber, ob ein Arbeitsplatz oder ein Arbeitgeber als attraktiv eingeschätzt werden.
Geld ist nicht alles
Beim Gehalt, welches die VGF qualifiziertem und begehrtem Personal zahlen kann, bewegt sich das Unternehmen im Mittelfeld. Sie zahlt Lohn nach dem TV-N, einem Tarifvertrag für Nahverkehrsbetriebe. Natürlich ist sie tariftreu und höchstens die mangelnde Flexibilität ist es, die ihr u.U. gegenüber Mitbewerben zum Nachteil gereicht. Zusätzlich zum Gehalt bietet die VGF ein kostenloses JobTicket sowie die Freifahrt für Ehepartner, Vergünstigungen bei zahlreichen Dienstleistungen sowie die Möglichkeit, Zoo und Palmengarten kostenlos zu besuchen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen profitieren zudem von vielseitigen und unabhängigen Versicherungsangeboten, Beratungen zu Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen, zusätzliche Altersversorgung und Urlaubszuschüsse über das Erholungswerk sowie einer Vielzahl weiterer Vorteile.
Und was ist nun mit dem Gehalt? Laut Georg Konjovic, Geschäftsführer der Jobbörse Meinestadt.de, ist das gar nicht so wichtig. Eine Umfrage in seinem Auftrag unter 2.000 Fachkräften in nicht akademischen Berufen hat gezeigt, was den Befragten bei der Wahl des Arbeitgebers wichtig ist: ein sicherer Arbeitsplatz (63,7%), die pünktliche Gehaltszahlung (60,3%), ein Job in der Nähe zum Wohnort (45,2%), gute Beziehung den Kollegen (nochmal 45,2%), und geregelte Arbeitszeiten (39,9%). Weit abgeschlagen: gute Aufstiegschancen (23,1%) und ein überdurchschnittliches Gehalt (20,2%). (Quelle: SPIEGEL online, 1.10.2019)
Erfahrung in Sachen „Mobilität“
Was also tun, wenn die Verdienstmöglichkeiten und andere Vorteile das Unternehmen nicht über Mitbewerber hinaus heben und andere – vielleicht von dem einen oder anderen „weich“ genannte – Kriterien bei den gesuchten Menschen in den Vordergrund rücken? Pfunde, mit denen VGF für sich wuchern möchte, sind die Sinnhaftigkeit der Jobs und die zunehmende Bedeutung ihrer Aufgaben. Als städtisches Verkehrsunternehmen steht die VGF wie keine andere Institution in Frankfurt für öffentliche, moderne und nachhaltige Mobilität. Und das mit Erfahrung, denn Elektromobilität ist in Frankfurt seit Betriebsaufnahme der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft im Februar 1884 Realität – und damit ununterbrochen seit 135 Jahren. Mit allen Innvoationen und Entwicklungen, die es in dieser Zeit gab. Bei vielen war die VGF Vorreiterin, so beim Einsatz von Niederflurbahnen zu Beginn der 90er Jahre oder dem flottenweiten Einbau eines Fahrer-Assistenzsystems, das zudem von der Industrie unter maßgeblicher Hilfe der VGF entwickelt wurde.
Langsam aber sicher greift diese Erkenntnis auch außerhalb der davon stets überzeugten Verkehrsbranche Raum. So schreibt FAZ-Autor Volker Budinger in der IAA-Beilage „Zukunft der Mobilität” von der „Rückkehr des öffentlichen Personennahverkehrs”. Man muß schon für die FAZ arbeiten, um der Meinung zu sein, der ÖPNV wäre jemals irgendwie „weg” (vom Fenster) gewesen, so daß seine Rückkehr etwas Bemerkenswertes wäre. Aber schön, daß auch die FAZ der zunehmenden Bedeutung von Bus und Bahn gewahr wird, wenn es um die oft strapazierte Verkehrswende geht. Denn die ist ohne die VGF auf regionaler oder lokaler Ebene nicht möglich. Wer bei der VGF „schafft”, arbeitet an einer guten Sache. Und er oder sie kann den Erfolg und die Auswirkungen seiner bzw. ihrer Mitarbeit innerhalb kurzer Zeit überblicken. Bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber spielen diese Kriterien inzwischen eine fast größere Rolle, als die Höhe des Entgelts.
Starke Konkurrenz
Aber der Frankfurter Arbeitsmarkt ist nicht nur ein Bewerbermarkt, es gibt attraktive Konkurrenten für die VGF: da ist zum Beispiel die zurzeit sehr offensiv agierende Deutsche Bahn, die Fraport oder Privatunternehmen. Potentielle Konkurrenten sind auch nicht in Frankfurt beheimatete Fahrzeughersteller, denn die Qualifikationen, die die VGF bei Ingenieuren benötigt, um eine neue Straßenbahn-Baureihe für die Stadt zu entwickeln – wie das jetzt beim „T”-Wagen geschieht – sind genau das, was Alstom, Siemens und Co. ebenfalls händeringend bei Bewerbern suchen.
Unmittelbare Folge dieser Entwicklung ist ein Fachkräftemangel, unter dem nicht nur die VGF und nicht nur ihre Branche leidet, sondern der landesweit und branchenübergreifend auch für die Unternehmen spürbar wird, die bisher gewohnt waren, daß die Bewerber Schlange stehen – zum Beispiel die Autoindustrie. Die hat inzwischen ein eigenes – und nicht zuletzt selbstverschuldetes – Imageproblem; die Berichterstattung rund um die diesjährige IAA läßt tief blicken, die vielfältigen Demonstrationen gegen „das Auto“, die von vielen Teilen der Gesellschaft getragen werden, sprechen für sich.
Nicht „nur“ spezialisierte Fachkräfte
Will die VGF ihrer künftigen Rolle gerecht werden – und die wird in Zukunft wichtiger sein, als sie es heute schon ist, denn nachhaltige Mobilität wird in Zukunft öffentlicher sein, als sie es bisher ist – muß sie versuchen, die raren und heftig umworbenen Fachkräfte für sich zu interessieren oder – so sie sich schon für das Unternehmen entschieden haben – an sich zu binden. Denn: Gezielte Abwerbungsversuche durch die Konkurrenz, zum Beispiel indem Fahrerinnen und Fahrern auf einen Arbeitgeber-Wechsel angesprochen werden, sind zwar nicht die „feine englische Art”, aber keine Seltenheit.
Es geht der VGF aber keineswegs ausschließlich um so genannte Fachkräfte, nicht „nur“ um Ingenieure, Architekten oder IT-ler, sondern auch um Fahrerinnen und Fahrer, um Kräfte für den Ordnungs- und Sicherheitsdienst, die sie selber aus- und weiterbildet. So hat das Unternehmen 2018 mehr als 100 Fahrerinnen und Fahrer neu eingestellt – bei rund 800 Beschäftigen im Fahrdienst insgesamt. Für 2019 liegt der Bedarf in derselben Größenordnung. Laut Geschäftsbericht 2018 hatte die VGF per Stichtag 31. Dezember 2.240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den kommenden zwei Jahren wird sie rund 500 ersetzen müssen, quer durch alle Bereiche und Ebenen. Mit diesen Menschen gehen ihr Fachwissen und ihre Qualifikation in Ruhestand; diese muß die VGF durch Rekrutierung von Nachwuchs oder Seiteneinsteigern dringend im Haus halten.
„What the VGF?!”
Was tun? Die VGF muß sich, ihre vielfältigen Aufgaben, ihre gesellschaftliche Rolle und die Berufe, die sie jetzt und zukunftssicher bietet, bekannt machen. Sie muß sich als attraktive Arbeitgeberin solchen Menschen vorstellen, die an einen Job bei einem städtischen Verkehrsunternehmen noch nicht gedacht haben oder die Chancen, die sich in der Verkehrsbranche bieten, bislang nicht kannten. Vielleicht weil das Image antiquiert wirkt, vielleicht weil die VGF immer mit „Ach das sind doch die, die die Straßenbahnen fahren” assoziiert wird. Nichts gegen den Beruf des Schienenbahnfahrers, auch hierfür sucht die VGF, wie erwähnt, Jahr für Jahr immer neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber die VGF, das ist eben mehr als Straßenbahnfahren.
Eine Rekrutierungs-Kampagne richtet sich also an Berufseinsteiger oder solche Menschen, die eine neue Herausforderung in einem spannenden Umfeld suchen, die sich weiterentwickeln wollen, die eine sinnvolle Tätigkeit suchen. Daran richtet sich auch der Claim der Kampagne aus: „Bring deine Stadt ins Rollen“, denn genau das ist es, was die VGF in und für Frankfurt tut.
„Bring deine Stadt ins Rollen“
Mobilität für möglichst viele Menschen, aber eben öffentlich und damit nachhaltig, ist eins der Zukunftsthemen und wichtiger Standort-Faktor für die Stadt. Denn hier steht Frankfurt selbst in Konkurrenz zu deutschen und europäischen Ballungsgebieten. Die VGF will mit innovativen Ideen und deren möglichst zügiger Umsetzung die „richtige“ Mobilität voranbringen. Wobei selbstkritisch einzuschränken ist: Die „zügige Umsetzung“ ist abhängig von vielen äußeren Umständen, auf die die VGF genau deshalb oft keinen Einfluß hat. Daß die Zeit, die zwischen Beschluß, Planung, Bau und Eröffnung einer Neubaustrecke wie ins Europa-Viertel vergeht, zu lang ist, liegt nicht am bauenden Verkehrsunternehmen. Und diese Dauer ist auch keine Frankfurter Spezialität, sondern eher eine gesamtdeutsche Erscheinung von Bürokratie, Verwaltung und verästelten Entscheidungsprozessen, an der sich inzwischen viele – Politiker, Medien – abarbeiten.
Zügige VGF-Projekte
Bei Projekten, in denen die VGF weitgehend ohne Fremdeinwirkung solcher Einflüsse und Prozesse arbeitet, ist die Stringenz hingegen deutlich zu erkennen: Der „T“-Straßenbahnwagen erblickte als erste Idee im August 2016 in einem Fahrzeugkonzept der VGF das Licht der Welt. Im Januar 2017 beschloß der Magistrat der Stadt die Beschaffung, 2020 sollen die ersten Exemplare in Frankfurt auf der Schiene stehen. In diesen rund drei Jahren liegt wohlgemerkt noch eine europaweite Ausschreibung der inzwischen 45 Wagen umfassenden Bestellung. Ein langsam und schwerfällig arbeitender „Bürokraten-Laden“ sieht anders aus.
Die Kampagne soll die Botschaft senden, dass es bei der VGF interessante und fordernde Jobs im Bereich einer modernen Mobilität gibt, mit großen Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten – persönlich, aber auch fachlich. Gelingen soll das mit einer Textkampagne. Wortspiele, die auf kreative, witzige und zum Teil provokative Weise Begriffe rund um die Themen Schiene und Nahverkehr aufgreifen und integrieren, sollen Aufmerksamkeit und Neugier erregen. Damit will die VGF offensiv Menschen ansprechen, die einen städtischen Verkehrsbetrieb unter Umständen gar nicht auf ihrem Schirm haben, wenn es um Planung von Beruf und Karriere geht. Nicht zuletzt will sich die VGF auch als Ausbildungsbetrieb präsentieren, denn viele Berufe, die die VGF jetzt und in Zukunft benötigt, bildet sie selber aus – seien es Mechatroniker oder Elektroniker für Betriebstechnik, Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker, Konstruktionsmechaniker, Industriekaufleute, Kaufleute für Büromanagement, Kaufleute für Verkehrsservice oder Fachkräfte für Schutz und Sicherheit.
Die Motive der Kampagne – unter anderem „Das ist Bahnsinn!”, „Ich lieb Dich Gleis und innig!“, aber auch schlicht und provokativ „What the VGF?!” – werden von 15. September an in Frankfurt und Rhein-Main zu sehen sein. Seit Montag ist überdies die neue Karriereseite der VGF online, für die sich zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens aus allen möglichen Fachbereichen haben ablichten lassen. Sie treten als Markenbotschafter auf. Mit der Karriereseite gilt es, die Hindernisse, sich über Jobs bei der VGF zu informieren und sich auch auf sie zu bewerben, möglichst niedrig zu halten. Was die VGF zu bieten hat, soll transparent, übersichtlich und schnell erfaßbar sein.
Und was sie als Arbeitgeberin offeriert, ist viel mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist.
Keine Kommentare