Zwei Männer in Warnwesten, der eine auf einer Leiter mit Akkuschrauber in der Hand, der andere daneben reicht Metermaß an und schaut zu.

Millionen für den Brandschutz

Im Frankfurter U-Bahn-Netz gibt es 27 unterirdische Stationen, die ältesten werden im kommenden Jahr 50 Jahre alt. Aber egal wie alt die unterirdischen Betriebsanlagen sind: Die VGF muß den Brandschutz gewährleisten und sie tut dies durch umfangreiche Arbeiten und mit hohen Investitionen.

Zeitplan und Investitionen

Gemeinsam mit der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) und der Branddirektion hat die VGF einen Terminplan zur Umsetzung der notwendigen Brandschutz-Arbeiten erstellt. Er sieht eine Ertüchtigung aller Einrichtungen bis Ende 2028 vor. Denn: Die U-Bahn-Stationen in Frankfurt wurden zwar in den vergangenen Jahren kontinuierlich nachgerüstet und modernisiert, um auf dem neuesten Sicherheits-Standard zu sein. Diese Arbeiten fangen immer wieder – ähnlich wie beim Kölner Dom – von vorne an, sobald sie abgeschlossen scheinen. Denn Standards und Erkenntnisse zum Brandschutz verändern und erneuern sich stetig. Klar ist: Die unterirdischen Stationen sind auch heute sicher, wir hätten sonst keine Genehmigung für den Betrieb. Trotzdem gibt es zu der umfassenden Investition in moderne Brandschutz-Einrichtungen keine Alternative.

Die Gesamtkosten für die Arbeiten sind bis Ende 2028 mit 88,6 Mio. € veranschlagt. Diese Zahl beruht auf einer Schätzung, die die VGF aus heutiger Sicht bzw. auf der Basis aktuell gültiger Normen und Richtlinien sowie der zurzeit bekannten Preissteigerungen ermittelt hat. Sie umfaßt „nur“ Kosten der VGF, was zum Beispiel die DB in Gemeinschafts-Stationen wie die „Hauptwache“ investiert, muß zusätzlich gerechnet werden. In Anlagen wie der „Haupt“- oder „Konstablerwache“ mögen zwar die Kosten getrennt sein, die Arbeiten sind aber zwischen VGF und DB abgestimmt.

Grundlage dieser Arbeiten sind entsprechende Gesetze, Verordnungen und Richtlinien – beispielsweise die BOStrab (Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen) und die zugehörigen Technischen Regeln oder die GVT (Grundsätzliche Vereinbarungen für Statik und Konstruktion in Tunnelbauwerken- Teil 4: Brandschutztechnische Anforderungen an unterirdische Personenverkehrsanlagen).

Umfassende Arbeiten

In öffentlichen und nicht für Fahrgäste zugänglichen Bereichen der Stationen betreffen diese Tätigkeiten:

  • eine brandschutztechnische Bewertung durch Sachverständige: u.a. Risiko-Bewertungen, Konzepte, Simulationen und Brandversuche
  • Detektion: u.a. Rauch- und Feuermelder, Thermokabel
  • Rauchschutz: feste und / oder mobile Rauchschürzen, Rauchschutz-Verglasungen, Türanlagen
  • Alarmierung: u.a. Brandmeldeanlagen, Signalleuchten etc.
  • Fluchtwege: Leitmarkierungen, Brandfallsteuerung von Aufzügen und Fahrtreppen
  • Brandschutztüren
  • Brandschottungen: Unterteilung einer Station in verschiedene Brandabschnitte
  • Technische Gebäudeausstattung: Elektro, Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär, Sprinkler, MSR-Technik (Messen Steuern Regeln).

Arbeiten seit 2005

Die Arbeiten am Brandschutz der Stationen begannen 2005 in der Station „Hauptwache“. Sie finden im laufenden Fahrgast-Betrieb statt, so daß hier noch die Erneuerung der oben beschriebenen technischen Gebäudeausstattung auf dem Plan steht, denn die alten Anlagen müssen teilweise komplett ausgetauscht werden.

So gut wie abgeschlossen sind diese Tätigkeiten in den öffentlichen Bereichen sowie in den Technikbereichen der Stationen „Ostbahnhof“, „Holzhausenstraße“, „Grüneburgweg“, „Alte Oper“, „Kirchplatz“, „Festhalle / Messe“, „Nordwestzentrum“ sowie der D-Ebene der Station „Bockenheimer Warte“.

In folgenden Stationen hat die VGF in den öffentlichen Bereichen sogenannte „Vorabmaßnahmen“ fast abgeschlossen: „Südbahnhof“, „Bockenheimer Warte“ (C-Ebene), „Westend“, „Schweizer Platz“, „Merianplatz“, „Höhenstraße“, „Bornheim Mitte“, „Eschenheimer Tor“ und „Zoo“.

Diese „Vorabmaßnahmen“, also kurzfristig und ohne allzu großen Aufwand zu realisierende Verbesserungen, umfassen:

  • Brandmeldeanlagen im öffentlichen Bereich mit Aufschaltung auf die Feuerwehr
  • elektroakustische Alarmierung
  • Lautsprecher
  • Türabtrennungen oder Rauchschotts
  • Sicherheitsbeleuchtung
  • Fluchtwege-Beschilderung
  • Evakuierungsfahrt der Aufzüge
  • Änderung der Steuerung der Fahrtreppen mit Stop der abwärtsfahrenden Treppen im Brandfall
  • Tausch von Brandschutztüren
  • baulicher Brandschutz (Brandschotts bei Kabeln, Lüftungsleitungen und sonstigen Leitungen).

In 14 Stationen laufen zurzeit Arbeiten für die Vorabmaßnahmen oder schon für die abschließende Brandschutz-Gesamtmaßnahmen: „Hauptwache“, „Konstablerwache“, „Bockenheimer Warte“ (C-Ebene und Technikbereiche), „Hauptbahnhof“, „Südbahnhof“, „Schweizer Platz“, „Willy-Brandt-Platz“, „Leipziger Straße“, „Dom / Römer“, „Miquel- / Adickesallee“, „Seckbacher Landstraße“, „Parlamentsplatz“, „Eissporthalle“, „Habsburgerallee“.

Brandschutzkonzepte

Grundlage der genannten Aktivitäten sind stationsspezifische Brandschutzkonzepte, denn jede Anlage ist individuell und bedarf eines speziell zugeschnittenen Konzepts. Diese Unterlagen hat die VGF gemäß der Technischen Regeln für Straßenbahnen / Brandschutz in unterirdischen Betriebsanlagen (TRStrab BS) unter Berücksichtigung der gültigen Vorgaben aufgestellt und wird sie fortschreiben. Diese Konzepte gelten nicht nur für im Bau befindliche und bestehende unterirdische Betriebsanlagen, sondern auch bei Änderungen baulicher, fahrzeugspezifischer, betrieblicher und organisatorischer Art, die den Brandschutz betreffen.

Neben den Brandschutzkonzepten der VGF wurden mit dem Verkehrsdezernat, der TAB, der Branddirektion Frankfurt am Main und der DB Station & Service AG notwendige Arbeiten zum Brandschutz in bestehenden unterirdischen Verkehrsanlagen abgestimmt; die Federführung lag auch hier bei der VGF.

Beispiel: „Konstablerwache“

Exemplarisch können an dieser Stelle die Arbeiten in der B-Ebene der U-Bahnstation „Konstablerwache“ genannt werden, die am 13. Februar 2017 begannen und neben der Ertüchtigung der Brandschutzeinrichtungen die Neugestaltung – und damit „Verschönerung“ – der Decke umfassen.

Eine unendliche Geschichte? Die Arbeiten finden nachts in der Zeit von 20 bis 6 Uhr statt, um Fahrgäste – 200.000 Aus- und Umsteiger nutzen werktags diese zentrale innerstädtische Station –, Mieter der Ladengeschäfte und deren Kunden nicht über Gebühr zu stören. Zwar bleiben kleinere Teile der B-Ebene auch tagsüber gesperrt, von 6 Uhr morgens an ruht die Baustelle aber weitgehend. Deswegen dauern die Arbeiten auch bis Ende des Jahres.

Das Vorhaben haben wir mit rund 4 Millionen € veranschlagt. Im Zuge der brandschutztechnischen Nachrüstung wird die B-Ebene, insbesondere die gesamte Decke, neu gestaltet. Dabei wird ein neues Konzept für die Lichtgestaltung umgesetzt, bei dem besondere Lichteffekte an den Auf- und Abgängen die Orientierung der Fahrgäste in der Station unterstützen sollen. Dafür werden 3.200 Quadratmeter Deckenfläche ausgetauscht sowie rund 600 LED-Leuchten installiert und etwa 100 Lautsprecher montiert. Erstes sichtbares Zeichen war die Demontage der alten Deckenpaneele, die Mitte Februar begann und drei Wochen dauerte. Danach blieb die Decke als sichtbares Zeichen der laufenden Arbeiten offen, die neue Decke aus Streckmetallelementen, in der LED-Leuchten die alten Lichtbänder ersetzen, wird erst zum Schluß eingebaut. In Laufe der Bauzeit arbeitet die VGF an verschiedenen Leitungen für Lüftung, Wasser, Abwasser, Heizung sowie an Kabelanlagen für Energieversorgung und Beleuchtung. Diese Einrichtungen direkt unterhalb der Betondecke sind zwar vorhanden werden aber ertüchtigt und durch weitere Anlagen für neue Techniken ergänzt. Neu eingebaut werden beispielsweise Brandmeldeanlagen und Lautsprecher für mögliche Durchsagen der Betriebsleitstelle. Auf den Bahnsteigen der Linien U4, U5, U6 und U7 sind diese schon vorhanden.

Betroffen sind auch die Auf- und Abgänge – aktuell die Treppe zum „Nachtleben“ –, wo ebenfalls neue Beleuchtung und neue Decken installiert werden. Jeder von ihnen wird nacheinander für drei bis vier Wochen gesperrt sein, wobei diese Sperrungen dann auch tagsüber andauern. Wegweiser zu den nächstgelegenen Zu- bzw. Abgängen bringen wir an den Bauzäunen an. Auch in einigen der Ladenlokale muß nachgerüstet werden, in den meisten geschah das aber schon im Zuge von Renovierungen in den vergangenen Jahren.

Mit der Brandschutzertüchtigung verbinden wir weitere Arbeiten: so wird unter anderem der Boden einer Komplettreinigung unterzogen, die Wegeleit-Beschilderung wird erneuert, der Schilder-Dschungel dabei ein wenig gelichtet. Mehrere Werbevitrinen haben wir gleich zu Beginn ersatzlos entfernt, um die B-Ebene aufzulockern und übersichtlicher zu machen, unter anderem am nördlichen Zugang zu den Bahnsteigen von U4 und U5.

Die Station wurde unter Berücksichtigung der damaligen Brandschutzvorschriften in zwei Schritten eröffnet: im Mai 1974 als Teil der „B“-Strecke vom Scheffeleck zum damaligen Theater-Platz und im Oktober 1986 mit der „C“-Strecke Zoo – Industriehof. In den vergangenen Jahren haben wir verschiedene Bereiche der Station – Bahnsteige, die nichtöffentlichen Räume und Flure, zum Teil auch die B-Ebene – kontinuierlich nachgerüstet und modernisiert: Sprinkler, Sicherheitsbeleuchtung, Brandmeldeanlagen, Brandschutzklappen. Die umfassende Ertüchtigung und Neugestaltung der Verteilerebene schließt diese Arbeiten nun ab. 

Hintergrund: Die Frankfurter U-Bahn

Frankfurt hat vor 50 Jahren als dritte Stadt in Deutschland – als 35. in der Welt – eine U-Bahn in Betrieb genommen. Die „A-Strecke“ wurde am 4. Oktober 1968 mit dem Abschnitt Hauptwache <-> Nordweststadt eröffnet, heute wird sie von den Linien U1, U2, U3 und U8 befahren. Es folgte die „B-Strecke“ mit den Abschnitten Scheffeleck <-> Theaterplatz am 26. Mai 1974 sowie Theaterplatz <-> Hauptbahnhof am 28. Mai 1978. Befahren wird sie heute von den Linien U4 und U5. Die dritte Grundstrecke ist die „C-Strecke“ mit U6 und U7, deren Tunnelabschnitt Zoo <-> Industriehof am 11. Oktober 1986 eröffnet wurde. Zoo <-> Eissporthalle folgte am 31. Mai 1992. Es gibt, kaum bekannt, sogar schon eine „D-Strecke“: Der Abschnitt D I (Hauptbahnhof <-> Bockenheimer Warte) wurde im Februar 2001 in Betrieb genommen, auf den Abschnitten D III (Wiesenau <-> Ginnheim) und D IV (Riedberg) fährt seit Dezember 2010 die Linie U9.

Das Frankfurter U-Bahn-Netz umfaßt rund 65 km Betriebsstrecke, davon 27 km im Tunnel. Entlang dieser unterirdischen Abschnitte liegen auf den drei Grundstrecken „A“, „B“ und „C“ 27 Stationen, die ältesten auf der „A-Strecke“ u.a. mit der Station „Hauptwache“, die jüngste ist die im Februar 2001 eröffnete U4-Station „Festhalle / Messe“. 2022 wird mit der Verlängerung der U5 ins Europaviertel auch der unterirdische Teil der U-Bahn wachsen: um rund 1,4 km Tunnelstrecke und um eine Station („Güterplatz“).

 

Bernd Conrads
B.Conrads@vgf-ffm.de
2 KOMMENTARE
  • Ingrid Heine
    Gepostet am 13:01h, 26 Februar Antworten

    Toller Beitrag. Ich min sehr zufrieden muss ich sagen. Man fühlt sich sofort besser wenn man wiesm dass einige viel für unsere Sicherheit tun. Immer weiter so..

  • York Wendorff
    Gepostet am 14:12h, 11 Juli Antworten

    Ein gutes Beispiel dafür, dass es eben auch anders geht. Viele Unternehmen scheuen hingegen diese Zusatzkosten, wodurch eine erhöhte Gefahr für Immobilie und Menschen entsteht. Vorbeugen wie in diesem Fall ist sicherlich der bessere Weg, damit ein Unglück erst gar nicht entsteht.

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