Sommerzeit ist Baustellenzeit

Die Arbeiten im Frankfurter Norden und in der Innenstadt liegen im Zeitplan.

Seit Jahren nutzt die VGF die Sommerferien, um ihr U-Bahn- und Straßenbahn-Netz instand zu halten. Arbeiten an Gleisen sind meist umfangreich, wie vor zwei Jahren im Tunnel der „A“-Strecke oder im vergangenen Sommer am Gleiskreuz am Platz der Republik – einer vielbefahrenen Innenstadtkreuzung, wo die Arbeiten folgerichtig nicht nur fünf Straßenbahnlinien unterbrachen, sondern auch den Autoverkehr behinderten.

Die sommerliche Ferienzeit zu nutzen, ist ein bekanntes und bewährtes Vorgehen, wobei Abstimmungen mit der Bautätigkeit der DB notwendig sind: Finden Arbeiten im S-Bahntunnel statt, empfehlen sich umfangreichen Arbeiten auf den U-Bahn-Linien nicht unbedingt, weil sie von vielen Fahrgästen als Alternativ-Routen genutzt werden. Es gab mehrere Fälle, in denen die VGF ihre Bauarbeiten im Fahrgastinteresse verschoben hat – zumindest, wenn sich das einrichten ließ und die Strecke nicht kurz vor dem Zusammenbruch stand.

Große Bauvorhaben in den Ferien

Der Sommer ist eben für alle Verkehrsunternehmen, die ihre Strecken instand halten müssen, interessant: Die Fahrgastzahlen gehen in den sechs Wochen durch die Abwesenheit der Urlauber signifikant zurück; wird in dieser Zeitspanne gebaut, werden also deutlich weniger Fahrgäste durch unterbrochene Linien gestört oder gezwungen, den unbeliebten, aber unvermeidlichen Schienenersatzverkehr (SEV) zu nutzen. Im Sommer 2021 sieht das freilich etwas anders aus, denn die Corona-Pandemie hat die Fahrgastzahlen insgesamt verändert: Lag die Zahl unserer Passagiere in U- und Straßenbahnen 2019 noch bei 202,5 Millionen, war sie 2020 auf ca. 139 Millionen gesunken. Grund sind die umfangreichen Home Office-Regelungen, die insbesondere die Zahl der Pendler deutlich verringert haben. Das wiederum hat zur Folge, daß sich Ferienzeit und „Nichtferienzeit“ bei einer beliebigen U-Bahn-Fahrt nicht wie in vergangenen Jahren auf den ersten Blick auseinanderhalten lassen. Auf den zweiten dann aber schon.

Gebaut wird trotzdem, denn Corona hin, Corona her: die sich selbst erhaltende Infrastruktur gibt es nicht, schon gar nicht, wenn sie durch regelmäßige Nutzung über Jahre hinweg – in einigen Fällen sogar Jahrzehnte – beansprucht wird. So hatten die Gleise und Weichen im Betriebshof Gutleut, die die VGF von Oktober 2020 bis April 2021 ausgetauscht hat, bis zu 40  Jahre auf dem Buckel.

Bauarbeiten im Frankfurter Norden

Auch die Gleise und Weichen, die die VGF im Sommer 2021 auf dem oberirdischen U-Bahn-Abschnitt zwischen Bonames Mitte und Gonzenheim tauscht, sind rund 48 Jahre alt. Die Arbeiten haben am 17. Juli begonnen und laufen planmäßig ab. „Planmäßig“ heißt: der Abschnitt soll am Montag, 30. August wieder in Betrieb genommen werden.

Bis dahin endet die vom Südbahnhof kommende U2 an der Station „Riedwiese / Mertonviertel“; die Linie U9 wird während der gesamten Bauarbeiten eingestellt; der Riedberg ist weiterhin mit der Linie U8 erreichbar. Statt der Bahnen setzt die VGF ab Heddernheim Ersatzbusse ein, die über Riedwiese / Mertonviertel und Uni-Campus Riedberg nach Bad Homburg Gonzenheim fahren: Von Montag bis Freitag sind in der Spitze 16 Fahrzeuge unterwegs, was ab Heddernheim täglich 175 Abfahrten entspricht. Samstags sind neun Busse im Einsatz, die für 108 Abfahrten sorgen, sonntags sechs Busse mit 87 Abfahrten. Die VGF hat dieses Angebot so „gestrickt“, dass es dem sommerlichen Fahrgastaufkommen und Corona-Ansprüchen an Platz in den Fahrzeugen entspricht.

Ersatzverkehr für U-Bahn-Linien

Nicht verhindern lassen sich längere Fahrzeiten und andere „unschöne“ Dinge. Zum Beispiel ungeplante und kurzfristige Bauarbeiten auf Straßen, die die Ersatzbusse nutzen. So ist seit 6. August die Kreuzung Ober-Eschbacher Straße / Kalbacher Straße vollgesperrt, um einen Einbruch der Fahrbahndecke zu reparieren.

Kein Schaden, den die VGF verursacht hat, aber einer, der unmittelbar Auswirkungen auf ihre Fahrgäste hat:  Wegen der unvermeidbaren Straßensanierung fahren die Busse jetzt selbst eine Umleitung, was wiederum zur Verlegung der für die Station „Ober-Eschbach“ eingerichteten Ersatz-Haltestelle führt. Diese mußte die VGF Richtung Gonzenheim um 300 Meter (Peterhoferstraße, gegenüber Hausnummer 1), in Richtung Heddernheim um 250 Meter (Ober-Eschbacher Straße Nr. 33) verlegen. Nach Informationen vom 3. August werden die Bauarbeiten zur Fahrbahnreparatur voraussichtlich bis Mittwoch, 11. August 2021, ca. 19 Uhr, dauern.

1.900 Meter Gleis, 4.280 Schwellen, drei Weichen

Immerhin: die Arbeiten an der U-Bahn-Trasse sind im Plan. Rund 1.900 Meter Gleis – inklusive der dazugehörenden ca. 4.280 Schwellen, auf denen sie liegen – erneuert die VGF, da sie ihre technische und wirtschaftliche Nutzungsdauer ausgeschöpft haben. Das gilt auch für die zwei einfachen und die doppelte Kreuzungsweiche, die die Wendeanlage in Nieder-Eschbach an das Hauptgleis anschließen. Auch sie werden durch neue Weichen ersetzt. Rund 10.250 Kubikmeter Erde wird bei den Arbeiten auf der langen Baustelle bewegt. Für die Modernisierung dieses Abschnitts veranschlagt das Unternehmen rund 6,1 Millionen €.

Neue Benetzungsanlage in Nieder-Eschbach

Im Zuge der Arbeiten tauscht die VGF die Benetzungsanlage im Bereich der Wendeanlage Nieder-Eschbach gegen ein neues Modell aus. Dieser Austausch ist verbunden mit einer Erweiterung der Benetzungsstrecken. Eine davon versorgt die Zufahrt in die Wendeanlage, zwei andere versorgen den S-Bogen aus der Wendeanlage hinaus. Dadurch sollen Effizienz und Wirkung der Schmierung verbessert werden. Die erneuerte Anlage soll voraussichtlich am 27. August eingeschaltet werden, die Abnahme erfolgt am 30. August 2021.

Ersparnis durch neue Bodenverfestigung

Ein neues Verfahren zur Verfestigung des Bodens unter den Gleisen wird zu erheblichen Einsparungen führen. Zwischen Bonames Mitte und Nieder-Eschbach wird die VGF nicht wie üblich den Boden komplett austauschen, sondern eine Bodenverfestigung mit dem vorhandenen Bodenmaterial vornehmen.

Deshalb muß keine Erde zu einer Deponie gefahren und neues Erdreich eingebracht werden. Stattdessen entnehmen Geologen nach Freilegung des Erdplanums (der Grenzfläche zwischen Untergrund bzw. Unterbau und Oberbau) in regelmäßigen Abständen Erdproben und ermitteln den Wassergehalt im Boden.

 

Daraus ergibt sich zum einen, wieviel Bindemittel in welcher Tiefe eingefräst werden muss, zum anderen der Anteil von Kalk und Zement. Diese Arbeiten kosten in Nieder-Eschbach ca. 100.000 €. Eine „klassische“ Bodenverbesserung mittels kompletten Bodenaustauschs würde ca. 300.000,00 € bis 350.000,00 € kosten.

Bauarbeiten im Ostend

Auch in der Innenstadt baut die VGF. Nicht auf einem so langen Abschnitt, aber – mit Blick auf den Autoverkehr – mit größeren Auswirkungen: An der Ecke Hanauer Landstraße / Zobelstraße ersetzt die VGF ein komplettes Gleiskreuz mit sechs Weichen, drei Kreuzungen und insgesamt 830 Metern Gleis, die auf rund 1.200 Schwellen liegen.

Im Zuge dieser Arbeiten wurde die Bahnsteigkante des stadteinwärtigen Bahnsteigs der Haltestelle „Zobelstraße“ neu gesetzt. Die VGF bewegt alles in allem bei Aushub und Einbau rund 2.500 Kubikmeter Erde, was rund 6.000 Tonnen Gewicht entspricht. Pflastersteine im Bereich der neugebauten Gleise und Weichen ersetzt die VGF durch Asphalt, was Abrollgeräusche des Autoverkehrs verringern wird. Die VGF investiert in die Erneuerung der 37 Jahre alten Anlagen rund 3,1 Millionen €.

Schneller Baufortschritt

Die Arbeiten kommen auch hier sehr gut voran, nicht zuletzt, weil die Baumwurzeln der an das Baufeld grenzenden Platanen weniger Sorgen als gedacht machten. Die VGF hat das Grünflächenamt schon vor Baubeginn eingebunden und eine hinzugezogene Baumsachverständige hat – zusammen mit der Gleisbaufirma Rose – die vorhandenen Wurzeln teilweise freigesaugt und mit Substrat sowie Vlies gesichert. Immerhin sollen die alten Gewächse keinen Schaden nehmen.

Wegen des reibungslosen Bauablaufs konnte die VGF schon mit Arbeiten im Bereich der Zobelstraße beginnen, die eigentlich erst für 9. August vorgesehen waren. Von diesem Tag an ist die nördliche Fahrbahn der Hanauer Landstraße im Bereich Zobelstraße voll gesperrt und bis 17. August baut die VGF die vier Gleisbögen in die Zobelstraße ein. Danach erneuert die VGF bis Ende der Sommerferien die Gleise bis vor die Heinrich-von-Gagern Schule.

Kein Rasengleis

Ein Rasengleis kann die VGF leider nicht anlegen, da auch künftig die Busse der Linie 31 den Gleiskörper von der Zobelstraße in Richtung Osten befahren werden. Hier wird ein grundsätzlicher Konflikt zwischen Begrünung der Gleise und diversen anderen Interessen deutlich: Viele Abschnitte, auf denen Rasen oder Sedum gepflanzt werden könnte, werden auch von Bussen oder Rettungsfahrzeugen genutzt.

Beste Beispiele sind Kurt-Schumacher- und Konrad-Adenauer-Straße zwischen Berliner Straße und Anlagenring. Die Busse auf die Fahrspuren zu verlegen – inklusive Busbahnsteige der Haltestelle „Konstablerwache“ – dürfte spätestens nach Etablierung der zweiten Spur als rotmarkierter Fahrradstreifen nicht als gute Idee gelten. Und auch Krankenwagen oder Feuerwehr hätten auf diesem wichtigen Nord-Süd-Abschnitt ein veritables Problem, wenn sie nach Begrünung nicht die Gemeinschaftstrasse von Tram und Bus in der Straßenmitte nutzten könnten – was sie tatsächlich bei jedem Einsatz tun.

Ersatzverkehr für die Straßenbahnen

Teil der genannten Summen sind auch die Kosten für einen Schienenersatzverkehr. Auf dem Abschnitt zwischen Börneplatz / Stoltzestraße und Daimlerstraße hat die VGF nämlich genau wie im Norden einen SEV eingerichtet, der der Straßenbahnstrecke entlang der Hanauer Landstraße folgt. Solche Sonderverkehre kann die VGF nicht selber stellen, sondern muss die Leistung ausschreiben, weshalb letztlich – wie auch im Frankfurter Norden – eine Fremdfirma den Ersatzverkehr fährt.

Umleitung mehrerer Tram-Linien

Denn die Linie 11 fährt im genannten Zeitraum nicht zwischen Börneplatz und Daimlerstraße. Die VGF leitet die Bahnen in beiden Richtungen über die Konstablerwache und Eissporthalle / Festplatz bis Ratswegkreisel um. Von da an folgen die Bahnen wieder dem gewohnten Linienweg. Sonntags setzt die VGF zusätzliche Züge zwischen Hauptbahnhof Südseite und Fechenheim Schießhüttenstraße ein, sodass Verbindungen im 15-Minuten-Takt angeboten werden.

Die Linie 12 fährt in den Ferien nicht zwischen Saalburg- / Wittelsbacherallee und Hugo-Junkers-Straße. Ab der Haltestelle „Saalburg-/Wittelsbacherallee“ wird sie umgeleitet zu der vorübergehenden Endhaltestelle „Zoo“. Sie ersetzt somit teilweise die Linie 14, die auch betroffen ist: Sie verkehrt nicht zwischen Börneplatz / Stoltzestraße und Ernst-May-Platz. Ab der Haltestelle „Börneplatz / Stoltzestraße“ fährt sie eine Umleitung zum Lokalbahnhof.

Arbeiten am Fernwärmenetz

Die Mainova AG nutzt die VGF-Baustelle an der Kreuzung für eigene Arbeiten am Fernwärmenetz. Der Energieversorger verlegt seit 12. Juli im Kreuzungsbereich Zobelstraße / Hanauer Landstraße neue Leitungen in offener Bauweise. Dafür sind vier Wochen vorgesehen. Auch hier sind die Arbeiten vor dem Plan, obwohl die Mainova auf ein bekanntes Problem gestoßen ist: nicht kartographierte und zum Teil nicht mehr genutzte Leitungen diverser Versorgungsträger im Untergrund. Aber die sieht man erst, wenn die Baugrube geöffnet ist.

Die Fernwärmequerung unter den VGF-Gleisen sollte ursprünglich erst nächstes Jahr – im Zuge der Anbindung der EZB an das Heizkraftwerk in der Kurt-Schumacher-Straße – gebaut werden. Die Mainova / Netzdienste RheinMain (NRM) hat sie, um die Straßenbahnstrecke nächstes Jahr nicht noch einmal sperren zu müssen – vorgezogen. So können Mainova und VGF technische Synergien bei der Wiederherstellung der Oberflächen nutzen. Und nerven 2022 nicht die Fahrgäste mit Ersatzverkehr auf demselben Abschnitt.

Herbst 2021 und Sommer 2022

Auch ohne dieses spezielle Projekt ist 2022 die Sommerzeit wieder Baustellenzeit. Dann stehen die Linien U4 und U5 im Mittelpunkt, also der Tunnel der „B“-Strecke. Darüber wird die VGF frühzeitig informieren.

Arbeiten zur Instandhaltung des Netzes beschränken sich aber nicht auf die Sommerferien: Noch 2021 sind die Linien 11, 14, 15 sowie 18 von Gleis- und Weichenbau im Bereich Battonstraße / Allerheiligentor / Lange Straße in Form von Umleitungen, Linienwegskürzungen bzw. Linienwegsänderungen betroffen. Hier baut die VGF vom 13. September bis 11. Oktober – knapp außerhalb der Herbstferien. Auch darüber wird rechtzeitig informiert.

Bernd Conrads
B.Conrads@vgf-ffm.de
6 KOMMENTARE
  • Erich Rückl
    Gepostet am 16:51h, 10 August Antworten

    Inwiefern ist durch die Bauarbeiten im Bereich Battonnstraße/Allerheiligentor (13. September bis 11. Oktober) auch die Linie 15 betroffen? Meines Wissens ist geplant, zukünftig den Linienweg der Linie 15 vom Lokalbahnhof über das Allerheiligentor zur Schießhüttenstraße zu führen, aber wird dies schon im September/Oktober 2021 der Fall sein?

  • Holger Schanz
    Gepostet am 16:01h, 20 August Antworten

    Schade, dass hier (zwischen Ostendstraße-Zobelstraße) keine Verlegung in ein Rasenbett (trotz Hochbordstein) möglich erscheint. Ist doch das Rasenbett eine gute Möglichkeit das Stadtklima und die Regenrückhaltung zumindest lokal deutlich zu verbessern. Wo in Frankfurt wird denn eine Gleisbegrünung aktuell oder in naher Zukunft umgesetzt?

  • Bernd Conrads
    Gepostet am 13:04h, 24 August Antworten

    Ich glaube, die 15 ist hier falsch. Warum auch immer sie in den Text kam. Aber: irgendwie peinlich.

  • Bernd Conrads
    Gepostet am 13:06h, 24 August Antworten

    Aktuell ist ein Abschnitt 2022 in der Saalburgallee vorgesehen.

  • Ralf FAust
    Gepostet am 23:17h, 26 August Antworten

    Sorry, vollkommen absurde Argumentation, die Zobel-Trasse nicht zu begrünen, da man auf der Hanauer nur Teer findet- auf der Hanauer fahren jedoch keine Busse, wieso wurde die nicht begrünt?

  • Bernd Conrads
    Gepostet am 09:59h, 27 August Antworten

    Wieso ist das gleich absurd? Der 31er wird schon lange vom Zoo kommend und Ri. Honsellstraße über die Trasse der Tram in der Mitte der „Hanauer“ geführt. Eine alte Regelung, um ihn gegenüber den Individualverkehr zu beschleunigen. Eine solche Trassenführung kann die VGF nicht einfach ignorieren und Rasen anlegen.

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